A Fővárosi Könyvtár évkönyve 1937

Aktuális kérdések irodalma a Fővárosi Könyvtárban. 53. sz. : A világválság

49 Vorwort. (Auszug.) Pitirim Sorokin sagt in seiner Soziologie, nach einem Überblick der künstleri­schen Formen, der philosophischen, juristischen, wissenschaftlichen und gesell­schaftlichen Systeme der Menschheit folgendes : »...in den letzten zwei Jahrzehnten [kam] eine unzählbare Vielheit der kleineren Krisen, welche über uns strömten, wie die Wellen eines Ozeans. Heute so, Morgen anders. Jetzt hier, bald dort. Krisen der Politik, der Volkswirtschaft, des Handels und der Gewerbe. Krise der Produktion und der Konsumtion. Krise der Moral, der Jurisprudenz, der Religion, der Wissenschaft, der Kunst. Krise des Eigentums, des Staats, der Familie, des Unternehmens, der Republik und der Monarchie, der Autokratie und der Demokratie, der Diktatur und der Selbst­verwaltung, des Kapitalismus und des Sozialismus, des Faschismus und des Kommunismus, des Nationalismus und des Internationalismus, des Pazifismus und des Militarismus, des Konservativismus und des Radikalismus. Krise des Wahren, des Schönen, der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Die gesamte Krise des ganzen Wertsystems unserer Kultur.« Das Bild von der Krise, das der amerikanische Soziologie hier malt, ist nicht das einzige. Bei Philosophen, Gelehrten, Soziologen, Historikern, Politikern, findet man eine Unzahl von Schilderungen, die noch düsterer sind. Die Frage der Krise ist gewiss das zentrale existenzielle Problem im Zeitalter nach dem Weltkrieg. Mit anderen Worten : die Krise wird für die Menschheit der Zukunft bei der Beurteilung unserer geschichtlichen Phase dasjenige bedeuten, was heute das wesentlichste ist. Den Stoff bildet, natürlich die Bibliographie. Die Aufgabe unseres Vor­wortes kann nur die folgende sein : sie muss womöglich korrekt die Erscheinung der Krise beschreiben ; sie muss in grossen Zügen über die Geschichte der Krisen­literatur orientieren ; endlich muss sie die Grundgedanken unserer Bibliographischen Zusammenstellung kundgeben. Das Krisen-Phänomen. Die Krise ist die Verwirrung, — resp. die problematisch gewordene Struktur (besser, die ganze Strukturordnung) — des gesellschaftlichen und geistigen Lebens der Menschheit. Sie Manifestiert sich wesentlich vom objektiven Standpunkte als eine unauflösbare Zusammen- geflochtenheit der Probleme, vom subjektiven Standpunkte als das Krisen­bewusstsein. Das Krisenbewusstsein ist das Bewusstsein der Unlösbarkeit der Krisenerscheinungen, das Erlebnis der Last des totalen menschlichen Daseins, welches von dem Gefühl der Unsicherheit und des Verhängnisvollen begleitet ist. Die Erscheinung der Krise kann in sich auch die Vorbedingungen der Rückkehr zu dem normalen Zustande verbergen. I. Die Unlösbarkeit ist eine, bisher noch nicht näher gekennzeichnete Struktur der Welt. Diese Struktur ist bisher noch nicht beschrieben worden, Sie ist die spezielle Erscheinung unseres geschichtlichen Zeitalters. Diese Struktur hat zwei Seiten, die eine zeigt uns die Probleme in einer unlösbaren Zusammen- geflochtenheit, die andere zeigt dieselben einer Endsituation. Zur Bezeichnung der Probleme einer unlösbaren Zusammengeflochtenheit gebrauchte Nietzsche den Ausdruck : »fragwürdig«. Trentin ist der einzige moderne 4

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