Victor Hornyánszky: Beiträge zur Geschishte evangelischer Gemeinden in Ungarn (Pest, 1867)
Vorwort
10 durchdrungen, im Jahre 1539 den berühmten Leonhard Stöckel, mehrjährigen ausgezeichneten Schüler Luthers und Melanchtbons (darnach Rektor zu Eisleben), zum Rektorate der Schulanstalt seiner Vaterstadt Bartfeld berief. Stöckel befestigte nun nicht nur die evang. Lehre in seiner Vaterstadt noch immer mehr, sondern half auch durch die blühende Schule, deren Ruf er begründete, und die bald ein Sammelplatz lernbegieriger Jünglinge aus allen Gegenden Ungarns wurde, *) das Licht des Evangeliums weithin kräftigst verbreiten. Dadurch wurde er in mancher Beziehung für sein Vaterland Ungarn das, was Melanchthon für Deutschland gewesen. — Darum nannte man ihn auch „Communis Hungáriáé praeceptor“ und Bartfeld ,,das kleine Wittenberg" — weil es die Veranlassung und Vermittlung zur Entstehung und Begründung vieler evang. Gemeinden A. C. in Ungarn geworden war. Daß es aber ein Ausgangs- und Brennpunkt der Reformation Ungarns ward, ist hauptsächlich ein Verdienst des eifrigen, erleuchteten Leonhard Stöckels gewesen. — Davon zeugen vorzüglich auch seine Bckenntnißschriften, die er im Sinne der Augs. Conf. verfaßte, namentlich aber die 26. Artikel: „Ad instaurationem ecclesiarum“ 1540, —Und die 20 Artikel der „Eonfession der fünf oberungarischen Freistädte" 1549. **) Stöckel beschloß in einem und demselben Jahre mit Melanchthon, nämlich 1560 sein thatenreichcs, gesegnetes Erdenlebeu. — Aber auch nach seinem Tode behauptete Bartfeld noch lange Zeit hindurch sein wohlverdientes Ansehen bei den Glaubensgenossen, und übte auch einen nicht geringen Einfluß auf den kirchlichen Verein der fünf oberungarischen Freistätte (Bartfeld Kaschau, Eperies, Leutschau und Zeben) und des Marktes Groß-Sstros aus (die königl. Frcistadt Käsmark kam nur später hinzu). Hier wurden größtentheils sehr wichtige Synoden in den Jahren 1590, 1629, 1634, 1652 und 1683 abgehalten; hier wirkten angesehene, hochgelehrte Männer im Geiste des Evangelium, unter denen Michael Radaschin ***) (f 1566) *) Selbst ein Neffe des Erlauer Bischofs Antonius Vcrantius, Namens Hieronymus Domitius, war ein Schüler Leonhard Stöckels an der Bartfelder Schule. **) Letztere wurde dem König Ferdinand i. im Jahre 1549, später auch i. I. 1560 dem Bischöfe von Erlau Antonius Berantius, und dem Erzbischöfe zu Gran Nikolaus Olah übergeben, und von ihnen gebilligt und gut geheißen. ***) Von ihm sind die für Bartfeld verfaßten, und auch von den übrigen Gemeinden bekräftigten und angenommenen: „Gebete nach der Summa der Evangelien an Sonn- und Feiertagen zur Hochmeß in der Kirche zu Bartfeld bräuchlich eingerichtet. 154o." Michael Radaschin wurde am 2. November 1446 auf der Svnode zu Eperies zum ersten Senior der fünf königlichen Freistädte in Obcrungarn erwählt. Er war zu Radasch im Scharoscher Comitatc geboren. In der Svnode, in welcher er zum Senior gewählt ward, wurde über verschiedene Artikel verhandelt, die wir aber alle nur dem Titel nach kennen. Die Titel sind 1. Quales articnli in ecclesia retineri et doceri dvbeant, 2. de scholis, 3. de diebus festis, 4. de ceremoniis, 5. de visitatione, 6. de ministris ecclesiae, 7. de provcntibus ecclesiasticis, 8. de sepultura etc. Später beschuldigte MüN ihn, daß er der Lehre Zwingli's nicht abhold sei; doch er reinigte sich dadurch, daß er