Evangélikus Élet, 2015. július-december (80. évfolyam, 27-52. szám)
2015-12-20 / 51-52. szám
Evangélikus Élet NÉMET OLDAL 2015. december 20-27. 23 D e u t s c h e A n l a g e Redakteurin: Pfarrerin Eszter Heinrichs ^h,, * Ein Schiff im Advent M itten im Advent sitze ich in einer Kirche, im Kirchenschiff, bei einem Gottesdienst. Ich betrachte neugierig den Raum. Zur Decke wird der Kirchenraum spitzer, nach unten breitet er sich aus. Es erinnert mich an ein umgedrehtes, auf dem Kopf stehendes Schiff. Die auffallend bunten Kirchenfester in vielen Farben zu beiden Seiten lassen die Assoziation eines Regenbogens zu. Beim weiteren Betrachten der Hohenzollernkirche in Berlin - Wilmersdorf kommt mir das Bild der Arche Noah in den Sinn. Das Schiff und der Regenbogen machen es deutlich. Und so steht das Bild vom Schiff nicht nur für das Kirchenschiff, das Gebäude, sondern es steht auch für Gemeinde und Gemeinschaft, die hier dem Wort des Christus begegnet und mit ihm unterwegs ist. „Ein Schiff das sich Gemeinde nennt...“ (Martin Gotthard Schneider, i960) ist ein Lied, das mir dabei in den Sinn kommt. Ich setze mich in die Kirchenbank der Backsteinkirche (1961) und der Gottesdienst beginnt. Es erklingt die Orgel. Das Lied, das gespielt wird, ist mir bekannt. Ich schließe die Augen und nehme die Melodie in mich auf. Es ist eine getragene Melodie, die mich zur Ruhe kommen lässt und mich wie auf sanften Wogen schaukelt. Schon die ersten Töne lassen meine Gedanken kommen und gehen. Die Melodie scheint ein Auf und Ab von Meereswellen nachzuspielen, die einen Tonwechsel von Moll zu Dur enthält. Im ersten Teil ist es ein Dreier-Rhythmus, der diese Wellenbewegung entstehen lässt und der die göttliche Welt durch die Zahl drei verdeutlicht. Im zweiten Teil der Tonfolge kommt der Wechsel zu einem Vierer - Rhythmus, der die Verbindung mit dem Weltlichen durch die Zahl vier symbolisiert. Wie auf einem Schiff fühle ich mich getragen, selbst in stürmischen Zeiten bietet es Sicherheit. Vor meinem inneren Auge taucht ein Bild vom Ozean auf- mit seiner Weite bis zum Horizont. Für mich ist das Meer und der Hafen zu einem Sehnsuchtsort geworden, wo sich die Welten .begegnen. Für viele Flüchtlinge sind die Schiffe, Boote und das Meer zur Hoffnung auf ein neues Leben geworden, aber leider auch zum Symbol des Todes. Dann holt die Gemeinde Luft und singt die erste Strophe. „Es kommt ein Schiff geladen bis an sein höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden des Vaters ewigs Wort.“ So heißt das bekannte Lied aus unserem Evangelischen Gesangbuch. Es geht in diesem alten Lied um ein Schiff, mitten im Advent. Die Adventsund Weihnachtszeit ist eine Zeit der Musik und des Singens, eine besinnliche Zeit, eine Zeit, sich auf eine andere Wirklichkeit einzulassen. Es ist eine Zeit des Innehaltens, eine Zeit voller Hoffnung und erwartungsvoller Spannung. Doch wie passt da ein Schiff in diese Stimmung? Gibt es eine Verbindung? Ja, Schiffe werden gebaut, um im Wasser unterwegs zu sein. Ein Schiff legt am Hafen ab, ist lange unterwegs und kommt hoffentlich wieder in einem Hafen an. Bei Schiffen wird meist die Ladung sehnlichst erwartet. Und so heißt Advent Ankunft. Wir warten im Advent auf seine Ankunft, auf die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Doch wie stellen wir uns sein Kommen auf die Erde, in unsere Welt vor? Eine Deutung gibt dieses Lied mit seinen sechs Strophen. Der Lieddichter Daniel Sudermann (1550- 1631) hat dieses alte Marienlied , das wahrscheinlich von Johannes Tauler (1300-1361) stammt, wieder entdeckt und neu bearbeitet (um 1626). Hier wird das uralte Symbol des Schiffes für das Adventslied aufgenommen, um Gottes Ankunft in unserer Welt darzustellen. Die ersten drei Strophen des Schiffsliedes bilden eine Einheit und klingen für mich wie ein Begrüßungslied. Jeweils der erste Abschnitt der drei Strophen beginnt mit dem Bild des Schiffes, der zweite Abschnitt bringt die inhaltliche Botschaft. Dem Bild des Schiffes kommen mehrere Deutungen zu. Es steht sinnbildlich für die Begegnung des Göttlichen mit den Menschen, für die Verbindung zwischen Himmel und Erde, Land und Meer. Das Schiff verbindet, was getrennt war. Es steht aber auch für das Symbol der Lebensreise, auf der wir unterwegs sind und dazu können wir Jesus mit in unser Boot nehmen. Wir sind auf dem Lebensweg unterwegs und geborgen von Gott. „Es kommt ein Schiff...“ Doch wie kommt das Schiff und was trägt es an Bord? „Das Schiff geht still in Triebe...“- Gott kommt in der Stille und mit Liebe. Das Adventsschiff trägt ein “teure Last“. Das Schiff legt bei uns auf Erden an und wirft den Anker aus. Gottes Sohn kommt zu uns in die Welt. Mit diesen Gedanken wünsche ich Ihnen eine gesegnete Advents-und Weihnachtszeit! ■ Teresa Bohm (Berlin) A us der englischen Sprache ist das Wort „Image“ in die deutsche Sprache eingewandert. Wir gebrauchen es in der Bedeutung von „Ansehen“. Ein Mensch, eine Firma, eine Organisation hat ein bestimmtes Ansehen, ein bestimmtes Image. Hinter „Image“ steht das lateinische Wort „imago“, was Bild oder Ebenbild bedeutet. Man kann also sagen: Image hat damit zu tun, was für ein Bild jemand abgibt. Was für ein Bild geben wir ab für andere Menschen und vor der Welt? In der Bibel ist gleich im ersten Kapitel die besondere Würde des Menschen mit „Bild Gottes“ (lat. imago Dei) bezeichnet. „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde“ (1 Mose 1,27). Im Neuen Testament wird Jesus wiederholt „imago Dei“ genannt: Er „ist das (Eben-) Bild Gottes“ (2 Kor 4,4; Kol 1,15). Weihnachten geht es ums Image. Zuerst um das Image Gottes. Was für ein Bild gibt Gott ab durch die Geburt Jesu in diese Welt, durch seine eigene Menschwerdung in ihm? Die Antwort ist eindeutig: Gott ist diese Welt, ihr Sein, ihr Leben nicht gleichgültig. Die Welt und alles, was dazu gehört, war Gott nie gleichgültig. Er hätte sie sonst gar nicht erst erschaffen mit ihrer Vielfältigkeit, Buntheit und Lebendigkeit. Und er hätte sich den Menschen und der Welt nicht immer wieder neu zugewendet. Auf immer neue Weise erweist Gott Menschen und Welt Treue, Güte, Gnade, Liebe, Barmherzigkeit. Die Bibel als unsere Glaubensurkunde ist voller Geschichten, die e i n e Erfahrung widerspiegeln: Gott kann noch so traurig, enttäuscht, zornig über das Verhalten und Treiben von Menschen sein, eines bringt er nicht die Menschen aufzugeben. Immer ist Gottes Treue größer als die Untreue von Menschen, immer ist die göttliche Barmherzigkeit größer als menschliche Unbarmherzigkeit. Gott lässt immer wieder neu sein Herz sprechen, ist barmherzig und wendet sich uns zu. Uns begegnet Image dich da, für euch da, mein Herz schlägt für dich, für euch? Zu Weihnachten feiern wir den vielleicht ungewöhnlichsten Weg, den Gott geht, um seine Zuneigung zu unterstreichen. Gott lässt seine Liebe Gestalt werden durch seine eigene Menschwerdung in Jesus. Mit mit Gott eine unsterbliche Barmherzigkeit und Liebe, auch wenn Gottes Wirken für uns Menschen manchmal nicht verstehbar ist. Liebe ist phantasievoll und erfinderisch. Sie überlegt und sucht nach Wegen, wie und durch was noch sie das Herz der Geliebten erreichen, erweichen, gewinnen und erobern kann. Welche, vielleicht auch überraschenden, ungewöhnlichen und unerwarteten, Aktionen können Worten aus dem Lobgesang des Zacharias im Lukasevangelium gesagt: „durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes“ wird uns besuchen „das aufgehende Licht aus der Höhe, damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ (Lk i,78f.) Weihnachten geht es ums Image. Auch um unser eigenes. Welches Bild geben wir ab im Lichte der D inrL-oif (T^nttPC? Fl IT PS WÍS-sen wir, und es ist jeden Tag im Großen und Kleinen erlebbar: Wir Menschen können unsere besondere Würde, zum Bilde Gottes geschaffen zu sein, verdunkeln und verzerren. Immer wieder geschieht es, dass unsere Worte und Taten nicht widerspiegeln, dass wir zu Gott gehören, zum barmherzigen Gott, der „Freund des Lebens“ (Weisheit 11,26) ist. Und doch haben wir als seine Geschöpfe ein solches Ansehen, ein solches Image bei Gott, dass er nicht müde wird, sich uns zuzuwenden. Seine eigene Menschwerdung unterstreicht, wie sehr wir, die Welt, unser Sein und Leben Gott am Herzen liegen. So groß ist seine Liebe, dass Jesus im Einsatz für uns sogar stirbt, von innen heraus als Auferweckter den Tod zerbricht und uns den Himmel öffnet auf ewig. So möge Weihnachten auch das Fest sein, an dem wir neu aufbrechen, jeden Tag unseres Lebens in das Licht der Barmherzigkeit Gottes zu stellen. In diesen Tagen und Wochen um Weihnachten herum gibt es als Weihnachtsschmuck Transparentbilder, vielleicht auch bei Ihnen und Euch in der Wohnung, an Fenstern. Von Licht durchstrahlt, sind sie schön anzusehen, bereiten Freude, tragen zu guter Stimmung bei. Wir können solche Bilder als Gleichnis nehmen für unsere Würde als Menschen, zum Bilde Gottes geschaffen zu sein. Sie kommt zur Auswirkung, wenn wir mit unserem Leben transparent, durchscheinend für Gott sind, wenn wir in Verbindung mit Gott, ihm die Möglichkeit eeben, durch unser Leben in die Welt zu strahlen mit seiner Liebe. In Jesus zeigt uns Gott, wie er sich uns gedacht hat: als Menschen, die barmherzig und gütig sind, die verzeihen, die Hoffnung wecken, die trösten, deren Sprechen und Tun Leben zum Blühen bringt, deren Worte und Taten Licht bedeutet, das Finsternisse vertreibt. In Jesus sieht uns, menschgeworden, der barmherzige Gott an; sein Herz schlägt auf ewig für uns, uns zugute. Bewegt davon mögen wir leben, was wir sind: Menschen zum Bilde Gottes geschaffen. Man kann kein schöneres Image haben. Gesegnete Weihnachten! ■ Pfr. Volker Menke (Peine) Deutschsprachige und zweisprachige Gottesdienste am Weihnachten 24. Dezember Ágfalva.............................18 Uhr (zweisprachig) Balatonboglár ..........16.30 Uhr Budavár...........................18 Uhr Hévíz.................................16 Uhr Sopron..............................17 Uhr Sopronbánfalva...............16 Uhr (zweisprachig) 25. Dezember Budavár...........................10 Uhr Hévíz .................................11 Uhr Sopron...............................9 Uhr 26. Dezember Ágfalva..............................9 Uhr Bonyhád...........................10 Uhr Budavár...........................10 Uhr Egyházaskozár................14 Uhr Sopron................................9 Uhr Sopronbánfalva.........10.30 Uhr