Friedrich Würthle: Ergänzungsband 9. Dokumente zum Sarajevoprozeß. Ein Quellenbericht (1978)

In memoriam Friedrich Würthle. Von Kurt Peball

4 vielen Zeitungsartikeln, insbesondere in der Wiener Tageszeitung Die Furche, mit kulturpolitischen Fragen; außerdem schrieb er mehrere Hör­spiele für den österreichischen Rundfunk, darunter auch eines über den österreichischen Staatsvertrag von 1955. 1958 erschien sein zweites Ju­gendbuch Schwarz ist der Himmel über Turkestan, das auch ins Englische übersetzt wurde. Als Regierungsrat trat Würthle mit 1. März 1962 in den Ruhestand. Er widmete sich nunmehr durch mehr als ein Jahrzehnt der Erforschung der Hintergründe und des Ablaufes des Mordes von Sarajevo im Jahre 1914. Die faszinierende Begeisterung für das Sujet, mit der Würthle die­sem Anliegen zwar nicht als geschulter Historiker, wohl aber mit aller Leidenschaft des Autodidakten, begabt mit dem Spürsinn eines Krimi­nalisten und vertraut mit den Usancen des diplomatischen Berufes, nach­ging, seine Liebenswürdigkeit im Umgang und seine Hilfsbereitschaft ließen ihn rasch Freunde bei österreichischen und jugoslawischen Histo­rikern und bei Archivbeamten gewinnen. In jahrelanger, fleißiger und mühsamer Arbeit im österreichischen Staatsarchiv in Wien, im Staats­archiv Sarajevo und in anderen ausländischen Archiven stellte er sich in seinem Sarajevo-Arbeitsarchiv, das nach seinem Willen nach seinem Tode im Österreichischen Staatsarchiv deponiert wurde, umfassende und solide Arbeitsunterlagen für seine Untersuchungen zusammen, die er bald zum Thema des Mordes am österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin am 28. Juni 1914 in Sarajevo veröffent­lichte: Die Schuldigen und die Verantwortlichen in Die Furche 1964 nn. 25—34, On the trial of the Sarajevo Assasins. Is there an authentic text of the trial records? in Austrian History Yearbook 2 (1966) 136—152 und Franz Ferdinands letzter Befehl. Der verhängnisvolle Fahrtirrtum von Sarajevo in Österreich in Geschichte und Literatur 6 (1971) 313—329. Nach schwierigen Verlagsverhandlungen und manchen — nicht immer gerade glücklichen — Eingriffen seitens der Lektoren des Verlages in den Text erschien schließlich 1975 im Verlage Fritz Molden (Wien—München— Zürich) Würthles Buch Die Spur führt nach Belgrad. Die Hintergründe des Dramas von Sarajevo 1914. Das im deutschen Sprachraum durchaus wohl­wollend aufgenommene Buch war freilich wegen der genannten Eingriffe nicht ganz das, was Würthle eigentlich wollte. So wurde Würthles 1.000 Schreibmaschinseiten umfassendes Manuskript, zumeist im dokumenta­rischen Teil, stark gekürzt. Dies hatte zur Folge, daß neben dem ohne­dies nicht unbekannten faktischen Verlauf des Attentates von 1914 und der Gerichtsverfahren gegen die Attentäter nicht die Manipulation mit historischen Dokumenten bei der seit Jahrzehnten von der jugoslawischen Geschichtsforschung sehr geschickt geübten Verschleierung der „Spur nach Belgrad“ in den Vordergrund treten konnte, sondern wiederum nur das „historische Indiz“ einer Mitwisserschaft der königlich-serbischen Regie­rung am Thronfolgermord. Aber auch die Manipulation historischer Do­kumente ist ein Indiz, Würthle als Journalist und Historiker aus Instikt

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