Fritz Reinöhl: Ergänzungsband 7. Geschichte der k.u.k. Kabinettskanzlei (1963)

VII. Kurzbiographien der Leiter der Kabinette, der Kabinettsdirektoren und der Sektionschefs - 1. Die Leiter der Kabinette und die Kabinettsdirektoren

354 ihn dieser am 4. Oktober 1845 zum unbesoldeten Praktikanten bei der geheimen Haus-, Hof- und Staatskanzlei mit unbestimmter Beurlaubung. Nach dieser Ernennung wurde Braun von der Karner algefällenverwal- tung des Dienstes enthoben. Braun benützte seinen Aufenthalt in Rom auch, um Kirchenrecht und Archäologie zu studieren und die Kenntnis der italienischen Sprache zu erwerben U8). 1848 verließ er seine Stellung in Lützows Haus und nahm seine Tätigkeit in der Staatskanzlei auf. Nach kurzer Arbeit in dieser, welche ihn als besonders eifrig, geschickt und brauchbar erwies, wurde er zur Gesandtschaft in Zürich versetzt. Am 25. Dezember trat er dort den Dienst an. Am 5. September 1849 wurde er zum Offizial befördert. Am 29. Oktober 1851 wurde er zum zweiten Legationssekretär bei der Bundespräsidialgesandtschaft in Frankfurt er­nannt. Als am 20. November 1856 der bei dieser Gesandtschaft be­schäftigte Legationsrat Alois Dumreicher zum Bundeskanzleidirektor und Protokollführer der Bundesversammlung ernannt wurde, wurde Braun die von diesem bisher inne gehabte Stelle eines Geschäftsträgers bei der freien Stadt Frankfurt am Main übertragen. Brauns gesellschaftliche Stel­lung erfuhr eine erhebliche Stärkung, als er am 6. April 1858 in Frank­furt die Tochter einer hoch angesehenen Frankfurter Familie Louise Borgnis, heiratete. Am 29. März 1859 wurde Braun auch zum Geschäfts- Merck in Hamburg und des Associé des Hauses von Bethmann Franz Borgnis heiratete. Am 29. März 1859 wurde Braun auch zum Geschäfts­träger bei den Höfen von Lippe-Schaumburg, Lippe-Detmold, von Wal­deck und von Homburg bestellt. Bald darauf, am 26. Mai, erfolgte seine Ernennung zum wirklichen Legationsrat119). Beim Frankfurter Fürsten­tag soll Braun in besonderem Maße die Aufmerksamkeit Kaiser Franz Josephs auf sich gelenkt haben 12°). Als nun der Kaiser 1865 durch die Pensionierung Thiels seinen Kabinettsdirektor verlor, ernannte er am 21. Oktober jenes Jahres Braun zum Hof rat und Direktor der Kabinetts­kanzlei. Am 10. November trat er seinen Dienst in der Kabinettskanzlei an, nachdem er an diesem Tage seinen Diensteid in die Hände des Kaisers abgelegt hatte m). Daß des Kaisers Wahl vortrefflich gewesen war, er­wies sich bald. Durch Braun erfuhr die Stellung des Kabinettsdirektors eine wesentliche Hebung; war sie bisher auf die reine Leitung einer Schreibstube beschränkt, wuchs sie nun in das Gebiet politischer Tätigkeit hinein. Braun erwarb sich in so hohem Maße das Vertrauen des Kaisers, daß man ihn als Vertrauensmann und Ratgeber des Kaisers bezeichnen us) Ministerium des Äußeren, Admin. Reg. F 4, Braun Adolf, na) a. a. O. i20) S. Mayrs Konversationslexikon 3. Bd. (1906), S. 347. Zu seiner Bio­graphie s. auch Österr. biogr. Lexikon, Bd. 1, S. 108. i2') Ministerium des Äußeren, Admin. Reg. F 4 Braun, ferner B 11 c vom 21. 10. 1865, Direktionsakten, alte Akten g/1865, Entwurf GASM. ZI. 4480 - 73 1/6, Direktionsakt 1/1866.

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