Fritz Reinöhl: Ergänzungsband 7. Geschichte der k.u.k. Kabinettskanzlei (1963)

VII. Kurzbiographien der Leiter der Kabinette, der Kabinettsdirektoren und der Sektionschefs - 2. Die Sektionschefs

370 tember in den Ruhestand getreten — wurde er Sektionschef. Erwähnt sei noch, daß Parisini 1890 als einer der tüchtigsten Beamten der Kabi­nettskanzlei dazu ausersehen wurde, zur Zeit der Vermählung der Erz­herzogin Valerie, einer Tochter Kaiser Franz Josephs, zum Teil deren Sekretärsgeschäfte zu führen. 1913 erbat Parisini wegen seiner Sehschwa­che, aber auch um Platz zu machen, um Versetzung in den Ruhestand, die ihm der Kaiser, der ihn gleichzeitig in den Freiherrnstand erhob, am 24. Jänner 1913 gewährte 19S). Dr. Ottokar (seit 6. Juni 1918) Freiherr von Mikes. Mikes wurde am 14. Oktober 1861 als Sohn eines Advokaten tschechi­scher Nation in Prag geboren. 1878 bis 1882 oblag er dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Prag, Göttingen und Wien. Bemerkenswert ist, daß schon bei seiner Einberufung in die Kabinettskanzlei dieser bekannt war, daß er als Student Ausschußmit­glied des jungtschechischen Studentenvereines „Slavia“ war. Erst nach seinem Eintritt in den Staatsdienst erwarb er 1884 in Wien den Doktor­grad. Er praktizierte erst in der Kanzlei seines Vaters und trat am 17. Mai 1883 als Auditoratspraktikant beim Garnisonsgericht Wien, dann beim k. k. städtischen delegierten Bezirksgericht Mariahilf ein. 1885 legte er die Richteramtsprüfung ab. Am 1. November 1885 rückte er zum Ober­leutnantauditor, am 1. Mai 1891 zum Hauptmannauditor 1. Klasse vor. Am 13. Februar 1893 wurde Mikes, der deutsch und tschechisch voll­kommen beherrschte, aber auch italienisch, polnisch, französisch, englisch, etwas russisch und spanisch sprach, als Hofsekretär und Kabinettskonzi­pist in der VIII. Rangsklasse in die Kabinettskanzlei einberufen. Am 25. Februar wurde er beeidet. Am 19. September 1901 verlieh ihm der Kaiser den Titel und Charakter eines Sektionsrates, rund zwei Jahre spä­ter, am 22. Dezember 1903, wurde er zum Sektionsrat ernannt. Mikes wuchs allmählich in die Präsidialgeschäfte hinein, die im Jahre des sech­zigjährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josephs überaus große An­forderungen an ihn stellten. In diesem Jahre, am 15. August 1908, wurde er, der seit 14. Juni 1906 den Titel und Charakter eines Hofrates besaß, zu einem solchen befördert. Mikes, der wiederholt in Vertretung des Kabinettsdirektors die Kanzlei zu leiten hatte, wurde, als Sektionschef Parisini in den Ruhestand trat, am 24. Jänner 1913 Sektionschef. Mit Hofrat Weber teilte er sich in die Revision der Erledigungsentwürfe der nicht-ungarischen meri torischen d. i. sachlichen Gesuche und der Vorträge der diesseitigen Minister, wobei er insbesonders die tabellarischen Anträge der Minister zu beurteilen hatte. Er besorgte ferner die Personal- und Budgetangelegenheiten der Kanzlei. Seine Verdienste wurden von Kai­ser Karl am 23. Juni 1917 durch die Ernennung zum Geheimen Rat aus­>83) Direktionsakten 5, 7/1884, 3/1886, 12/1898, 9/1899, 11/1901, 14/1903, 12/ 1905, 18/1907, 15/1910, 4/1913, corr. 590/1903, Diensttabelle in Direktionsakten, Fasz. 17.

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