Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)

V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 57. Johannes Baur (Brixen): Die Brixner Synode von 1318 in ihrer liturgiegeschichtlichen Bedeutung

134 Baur, „Palla altaris, Corporalia et cetera ornamenta ecclesie nitida semper sint et munda“ *). Palla altaris. Unter „Palla“ haben wir das Altartuch zu verstehen. Es gehört ohne Zweifel zu den ältesten Paramenten. Als Material verwendet man bis heute Linnen. Lange Zeit begnügte man sich mit einem einzigen Altartuch. Gewöhnlich hatte man zwei, mancher­orts sogar vier bis fünf Altartücher, damit im Falle eines Verschüttens des hl. Blutes dasselbe nicht bis zum Altarstein durchdringe. Die heutige Praxis der Verwendung von drei Altar­tüchern reicht allgemein in das 17. Jahrhundert zurück * 2). Corporalia. Es ist das älteste aller Paramente und hat ursprünglich auch das Altartuch, die „palla altaris“, ersetzt. Um das Jahr 1000 bedeckte es noch den ganzen Altar und diente als Unter­lage und Bedeckung des Kelches, wie es sich heute nur mehr bei den Kartäusern erhalten hat. Mit der Einführung eines zweiten und dritten Altartuches erhielt dann das oberste, auf welchem unmittelbar der Leib des Herrn ruhte, den Namen palla corporalis oder einfach corporale. Im späteren Mittelalter erhielt es ungefähr die heutige verkleinerte Gestalt. Weil Gegenbild der Leintücher, in denen man den Leichnam Christi ins Grab legte, mußte es schon in ältester Zeit aus Linnen sein 3). Im 12. Jahrhundert entwickelte sich aus dem Korporale die Kelchpalla, im mozarabischen Ritus sinnvoll „filiola“ genannt 4). Was wir unter „cetera ornamenta“ zu verstehen haben, ist aus dem Text nicht ersichtlich. Vielleicht dürfen wir an das Antependium denken, das zu Beginn des zweiten Jahrtausends nur mehr die Vorderseite des Altarstipes wie ein Schmuck umhüllte, während ursprünglich alle Seiten des Altarstipes umkleidet waren. Die Worte „munda et nitida“ (letzteres vielleicht Hinweis auf die „glänzende“ Altarbekleidung aus Seide oder Zeug) finden sich im Lat. IV. c. 19 (Mansi, 1. c. XXII 1007). Tabula. „Ubi altare tabulis ornatum non est, ad missam semper aliqua palla decenti ornetur“ 5). Unter „tabulae altaris“ haben wir hier nicht Flügeltüren am Altaraufsatz zu verstehen, „die man an den höheren Festen öffnete, damit an diesen das Retabel in seiner ganzen Pracht erstrahle“ 6), auch nicht den Altaraufsatz selber. Vielmehr haben wir es hier mit einer Altarbekleidung im oben erwähnten Sinn zu tun, nur mit dem Unterschied, daß sie nicht aus Linnen oder Seide, sondern aus kostbarem Metall, Holz oder anderem festen Stoff bestand 7). Wo am Altar die schmückende Bekleidung mit kunstvoll gearbeiteten Vorsatztafeln (Antependium) aus Metall oder aus Holz fehlte, mußte sie durch ein bis nahe an den Boden herabreichendes Altartuch (palla) ersetzt werden. Die Behauptung Binterims 8), die Tinkhauser 9) übernommen hat, daß unter „tabula“ ein hölzernes Täfelchen zu verstehen sei, auf dem reisende Priester das hl. Meßopfer darbringen, ist ab­zulehnen. q c. 3. 2) Braun J., Der Christliche Altar, II, S. 12 ff. 3) Braun J., Handbuch der Paramentik, S. 234 ff. 4) Marténe E., De antiquis ecclesiae ritibus, 2 Bde., Antwerpen 1763, III, 122; Missale Mixtum: PL 85, 536. 5) c. 3. 6) Braun J., Der Christliche Altar, II, S. 283. 7) Braun J., Christlicher Altar, II, S. 20. 8) Binterim, Denkwürdigkeiten der christkatholischen Kirche, II, 2, S. 202 ff. 9) Tinkhauser, Studien und Skizzen, in: Kath. Blätter, XI [1853], S. 673 f. Die liturgische Altarausstattung.

Next

/
Oldalképek
Tartalom