Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)
VII. Allgemeine und österreichische Geschichte. - 72. Hans Lentze (Innsbruck): Joseph von Spergs und der Josephinismus
Joseph von Spergs und der Josephinismus. 397 die Academia dei Agiati *), gebildet. Spergs trat ihr alsbald bei und erhielt den Namen Ergasto. Er war ein eifriges Mitglied dieser Akademie und blieb ihren Mitgliedern stets in Freundschaft verbunden. Hier gewann er den innigen Kontakt mit dem italienischen Kulturleben, der ihm dann später bei seiner amtlichen Tätigkeit so zustatten kommen sollte. In diesen Jahren betrieb er auch eifrig historische Studien und sammelte viel Material, dessen Auswertung vielfach erst einer späteren Zeit Vorbehalten bleiben mußte. 1765 veröffentlichte er die Tyrolische Bergwerksgeschichte mit alten Urkunden und einem Anhänge (Wien 1765). Dieses Werk zeigt uns, was Spergs als Historiker noch hätte leisten können, wenn er nicht durch seine Tätigkeit als Verwaltungsbeamter der Wissenschaft entfremdet worden wäre. Seine übrigen historischen Arbeiten blieben ungedruckt, sowohl seine Arbeit über den Salzberg zu Hall, die ein Gegenstück zu seiner Tyrolischen Bergwerksgeschichte bilden sollte * 2), als auch eine große Arbeit zur mittelalterlichen Geschichte Tirols, für deren Herausgabe er noch in seinem Testamente Vorsorge traf, über der aber ein Unstern waltete, so daß die Herausgabe unterblieb 3). Die große Wende in seinem Leben brachte der Besuch Rosenthals 4) in Innsbruck, der 1750 und 1751 das Archiv der ober- und vorderösterreichischen Regierung zu Innsbruck für die Zwecke des neu errichteten Hausarchivs durchforschte. Dabei lernte er Spergs kennen, der ihn offenbar bei den Ausscheidungsarbeiten unterstützt hat. Da es Anton Roschmann ablehnte, Rosenthal als Adjunkt nach Wien zu folgen, entschloß er sich, den von diesem empfohlenen jungen Spergs an das Hausarchiv nach Wien zu ziehen. Dieser wurde auch wirklich am 6. Oktober 1751 zum geheimen Hausarchivsadjunkten ernannt. Auf die Vorstellungen der Grenzberichtigungskommission wurde dann im Jahre 1752 bewilligt, daß er für diese bis zur Beendigung der Grenzberichtigung weiter arbeiten durfte 5). Bei den Belohnungen, die die Kaiserin wegen der zu ihrer Zufriedenheit beendigten Grenzberichtigung verlieh, erhielt Spergs taxfrei den Ritterstand mit den Prädikat von Palenz und Reisdorf6). 1756 verließ er endgültig Tirol, um seinen Dienst in Wien anzutreten 7). Nach einer kurzen Dienstleistung am Hausarchiv 8), wurde er am 13. September 1759 mit dem Titel eines k. k. Rates zum Archivar in der geheimen Hof- und Staatskanzlei ernannt, schon damals hatte er das Augenmerk von Kaunitz auf sich gezogen 9). Schon im vierten Jahre nach seiner Überstellung zur geheimen Hof- und Staatskanzlei wurde er bei derselben zum wirklichen Hofrat und Staatsratsoffizial ernannt (30. Juni 1763). Es wurden ihm nun sogleich die diplomatischen Geschäfte mit Rom und den italienischen Regierungen übertragen, dazu noch 1765 die administrativen Geschäfte der österreichischen Lombardei und des Herzogtums Mantua. Diese Agenden hat Spergs bis zu seinem Tode geführt10). Seine gesellschaftliche Stellung wurde im Jahre 1771 durch die Verleihung des Freiherrntitels und des Ritterkreuzes des k. ungarischen Stephansordens gefestigt n). *) Dipauli, a. a. O., S. 10 f.; vgl.: L’academia di Rovereto dal 1750 al 1881, Rovereto 1882, S. 9 ff.; Nikolodi, Prerisorgimento nella Venezia Tridentina, Atesia augusta, rassegna mensile dell’alto Adige, Jg. 1941, Nr. 8, S. 11 f.; Chiaramonti, La vita del cavaliere Giuseppe Valeriano Vanetti, Brescia 1766, S. 15 ff., bes. S. 18 ff. 2) Dipauli, a. a. O., S. 17. 3) Dipauli, a. a. O., S. 32 ff.; 41 f. 4) Vgl. über ihn Hüter, a. a. O., S. 117 ff. 5) Dipauli, a. a. O., S. 12 ff.; Hüter, a. a. O., S. 114, 141 ff. 6) Dipauli, a. a. O., S. 14 mit Anm. 18. 7) Dipauli, a. a. O., S. 14. 8) Über diese siehe Hüter, a. a. O., S. 141. 9) Dipauli, a. a. O., S. 15. 10) Dipauli, a. a. O., S. 18 ff. n) Dipauli, a. a. O., S. 20 f.
