Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)

V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 49. Erwin M. Auer (Wien): Die Ordensgarderobe. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinen Wiener Hofdienste. (Mit 1 Tafel.)

Die Ordensgarderobe. 15 1920 wurde beiden Frauen für ihre langjährige Dienstleistung wenigstens der hierämtliche Dank ausgesprochen x). Nachdem im Jahre 1844 Ordensornate zum letzten Male im Bereiche der Monarchie für ein Ordensfest in Verwendung genommen worden waren 2), verblieb dem Garderobe- personal nur mehr ein wesentlich kleinerer Aufgabenkreis. So erübrigten sich die Neu­anfertigung von Ornaten und die mit Ordensfesten zusammenhängenden Ankleide- und außerordentlichen Reinigungsarbeiten. Soweit Akten ein richtiges Bild vermitteln können, beschränkte sich die Konservierungstätigkeit der Garderoberinnen fernerhin auf das große, Durchlüften und Reinigen der Ornate entweder im Frühjahr oder Herbst sowie auf die laufende Raumreinigung und Lüftung. Zum Zwecke der Hauptreinigung wurden die Ornate aus den Kasten genommen, einige Tage im Garderoberaum reihenweise zum Lüften frei aufgehangen, dann gebürstet und mit den inzwischen gewaschenen, grobleinenen, kleinen Einlagetüchern ausgelegt, bzw. mit den größeren Einschlagtüchern eingeschlagen. Dann kamen sie wieder an ihre durch das Inventar bestimmte Stelle in den betreffenden Kasten zurück. Nach der jeweiligen Raumreinigung, die wohl nur in der wärmeren Jahreszeit monatlich durchgeführt wurde, öffneten die Garderoberinnen die Kastentüren für einige Stunden, um die Stoffe nicht ersticken zu lassen. Die Einlage- und Einschlagtücher, welche im verbrauchten Zustande noch als Wischtücher verwertet wurden, gaben die Garderoberinnen zum Waschen außer Haus und präsentierten den vier Ordenskanzleien eine jährliche Rechnung für Konservierungsmittel, Reinigungs- und Wäschereiarbeit. Die hiefür in den letzten Jahrzehnten des Bestehens der Garderobe von allen vier Ordens- kanzleien ausgeworfenen Geldmittel betrugen im Jahresdurchschnitt 725 K 3). Einige Arbeit erhielten die Garderobiers auch durch die bildenden Künstler auf­gelastet. Schon im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts lassen sich Fälle nach weisen, daß Ordenskanzleien Ornate an Ritter entlehnten, welche sich entweder selbst porträtieren oder ein Porträt eines Vorfahren malen lassen wollten; auch für Bilder des Souveräns werden damals bereits Ornate Malern zur Verfügung gestellt 4). In den sechziger Jahren versuchte man dann den immer größer werdenden Leihverkehr dadurch zu beschränken, daß den Künstlern nur gestattet wurde, die Ornate in der Ordensgarderobe zu besichtigen und dort abzuzeichnen 5). Daß sich die Künstler damit nicht zufrieden gaben, war voraus­zusehen. So wurden denn das Obersthofmeisteramt, das Oberstkämmereramt, ja sogar die Mutter des Kaisers bemüht, damit Ornate anfangs in einen bequemeren Raum inner­halb der Burg, später wieder in die Ateliers für Malzwecke abgegeben wurden 6). Eine leihweise Überlassung der Ornate nach Orten außerhalb der Bannmeile Wiens fand nur in Ausnahmefällen statt, so etwa an staatliche Institute nach Prag und Budapest7). Die Sendung eines Ornates aber ins Ausland kam für Malerzwecke überhaupt nicht in Frage 8). Als die Ordensgarderobe ins Belvedere übersiedelte und nicht mehr im Sichtbereiche der als Toison-Ordenskanzlei fungierenden Kabinettskanzlei lag, wurde eine Neuregelung x) Z. 6548/OMeA/1919 (sub. rub. 33/A/l—1920). Barbara Lauterböck starb 76 Jahre alt als Alters­pensionistin des Burgtheaters am 29. Juli 1936; Pfarramt Wien-Mariahilf, Sterbebuch XVII, S. 147. 2) Im Jahre 1935 wurde ein Toison-Ordens-Ornat bei einer Promotion verwendet (vgl. unten S. 16 Anm. 5). Damals war die traditionelle Trageweise der Vließ-Ornate bereits in Vergessenheit geraten (Z. 13/TO/1935). 3) Z. 1566/OMeA/1907, Äußerung des Rechnungsdepartements vom 29. Jänner 1907. 4) Z. 7/TO/1818, 7/TO/1827, 13/TO/1830, 13/LO/1813 u. a.; für den Stephans-Orden vgl. Z. 20/ TO/1869. 5) Z. B. Z. 4/TO/1863 und l/TO/1868. 6) Z. 11 und 15/TO/1868, 4/TO/1869, 13/TO/1870 (hier auch die Bewilligung des Souveräns). 7) TO-Verschiedenes, Akten den Malerornat betreffend, Bestätigung vom Juli 1892 und Z. 21/TO/ 1901; im letzteren Akt wird die sorgfältige Verpackung betont und der Wert eines Vließ-Ornates mit 2000 K geschätzt. 8) Z. 13/TO/1895 und 6/TO/1904.

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