Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)

V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 49. Erwin M. Auer (Wien): Die Ordensgarderobe. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinen Wiener Hofdienste. (Mit 1 Tafel.)

10 Auer, Die Arbeiten in allen vier Garderoben besorgte weiterhin der alte Schuhmann; so wurden die Kragen der Talare erneuert, die Säume der Mäntel besetzt, Ärmel angestückt und grobleinene Einschlagtücher nachgeschafft. Für die Lüftungs-, Reinigungs- und Ausbesserungsarbeiten stellte sich Schuhmann einen Gehilfen an, da sein Sohn scheinbar noch immer den ganzen Tag entweder in den Caßehhäusern oder auf den ößentlichen Plätzen und Gassen herumgehend verbrachte 1). Nach einem vergeblichen Versuch im Jahre 1814 gelang es Schuhmann endlich 1818, für seine Tätigkeit in der Toison-Ordens-Garderobe ein Gehalt in gleicher Höhe wie beim Stephans-Orden, nämlich jährlich 300 fl., u. zw. rückwirkend ab 1811 zu erlangen2). In die folgende Zeit fällt die räumliche Zusammen­legung aller Ordensgarderoben, so daß sich nunmehr auch die Kleider aller Orden in einem und dem nämlichen Locale befanden3). Am 15. Februar 1822 starb Leopold Schuhmann4). Wenige Tage später setzte sich der Kanzler des Stephans-Ordens mit den übrigen Ordens­kanzlern wegen der Bewerbung eines Schneidermeisters Franz Gradt um die Adjunkten­stelle bei allen vier Orden in Verbindung. Mit AH. Entschließung vom 30. April 1823 wurde die erbetene Erlaubnis gegeben und Gradt zum Adjunkten des Ordensgarderohers Joseph Schuhmann, welcher die H auptaufsicht über die Ordenskleidungen der 4 K. K. Orden hat, mit einem Gehalte jährlicher 300 fl. ernannt 5). Als der Kanzler des Kronen-Ordens für Schuhmann eine Remuneration von 150 fl. zu erlangen suchte, wurde diese bewilligt, jedoch gleichzeitig alle vier Ordenskanzler beauftragt, eine angemessene Instruktion für Schuhmann verfassen zu lassen. Dieser Aufgabe unterzog sich der Staatsrats-Konzipist und Herold des Leopolds-Ordens Vinzenz Pittrich und sein Elaborat fand am 19. August 1826 die AH. Genehmigung. Die sieben Paragraphe umfassende Instruktion für die Ordens­garderobe legte vor allem die solidarische Haftung des Garderobers und seines Adjunkten fest (§ 3) und bestimmte als Aufgabenkreis die Verfertigung neuer und die Ausbesserung alter Ornate, die sorgfältige Aufbewahrung sowie die Erhaltung der Vollzähligkeit und Brauchbarkeit der Kleider 6). Die vereinigte Ordensgarderobe, welche von einem Ordensgarderober mit einem jährlichen Gehalt von 600 fl. und einem Adjunkten mit einem Gehalt von 300 fl. unter solidarischer Haftung und gemäß einer Dienstinstruktion betreut wurde, war nunmehr ein kleiner Hofdienst geworden, dessen Gehälter das Hofärar trug. Es handelt sich bei den genannten beiden Stellen um keine Ganztags- oder regelmäßige Beschäftigung, sondern nur um gelegentlich anfallende Arbeiten und beide Garderobepersonen übten neben ihrem Dienst noch eine andere Beschäftigung aus. Die Zahl der Ordensfeste mit Ornaten wurde immer kleiner. Hatte das letzte des Stephans-Ordens, wie bereits erwähnt, 1812 stattgefunden, so wurden die Ornate des Leopolds-Ordens letztmals beim Titularfest am 11. Jänner 1824 getragen 7). Somit blieben lediglich die Vließornate weiterhin im Gebrauch. Schuhmann war bereits 80 Jahre alt geworden und Gradt lag längere Zeit krank darnieder. Die Inventarisierungs-Kommission fand daher die Garderobe verstaubt, die auf den Puppen befindlichen und nicht verdeckten Großkreuz-Ornate aber schmutzig und beschädigt vor; ferner lagen die Ornate des französischen hl. Geist- und des englischen *) *) Z. l/TO/1813, 6/TO/1817, 3/TO/1824; 14/LO/1813, 186/LO/1816, 99/LO/1822; bezüglich des jungen Schuhmanns vgl. Z. 10/TO/1811. 2) Z. 5/TO/1814, 3/TO/1818. 3) Z. 77/LO/1823. 4) AdStW, TP 1822. Die Witwe Therese ■Schuhmann erhielt bis zu einer allfälligen Wieder­verehelichung eine tägliche Provision von 12 kr. C. M. (Z. 70/LO/1822). 5) Z. 9/LO/1822, 77/LO/1823, 8/TO/1823. 6) Z. 25/EKO/1824, 84/EKO/1826, 5/TO/1826; Abschriften der Instruktionen sind den im KhM befindlichen MD-Inventaren I und II vorgebunden. 7) OMeA-Zeremonienprotokolle 1824, fol. 4 ff.

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