Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)

I. Archiv-Wissenschaften - 5. Karl Lechner (Wien): Das Archiv der ehemaligen Propstei Gloggnitz, seine Geschichte und seine Bestände, nebst Regesten

92 Lechner, waren, u. zw. durch die Münchner Buch- und Kunsthandlung Heinrich Jaffe. (Ein ähnlicher Versuch war schon um das Jahr 1910 vergeblich gewesen.) Das Geschäft zerschlug sich, weil das Hauptstaatsarchiv auf die verlangte Summe nicht eingehen wollte. Auf seinen Wunsch wurden die Archivalien am 17. Jänner 1922 in das Depot der Buchhandlung Jaffe zurückgestellt. Wie es sich zeigt, sind die drei Handschriften (das Begistrum von 1343 und die beiden Copialbücher vom Anfang des 15. und des 18. Jahrhunderts) wieder nach Gloggnitz, bzw. Pottschach zurückgebracht worden und heute vorhanden (s. o. S. 83 ff.). Von den 12 Urkunden jedoch war keine Spur zu finden, von dem Besitzer selbst keine Aufklärung zu erlangen (ebensowenig von der Firma Jaffe). Die Urkunden schienen verschollen; nur ein „Zufall“ wird Aufklärung über den heutigen Aufbewahrungsort bringen — schrieb ich damals. Da erfolgte vor einigen Wochen an die Direktion des n.-ö. Landesarchives durch den Inhaber eines Wiener Antiquariates das Angebot von 12 Urkunden, die ich bereits aus den alten Signaturen in dorso als Gloggnitzer Provenienz bezeichnen konnte. Eine Über­prüfung ergab, daß es sich tatsächlich um jene gesuchten 12 Urkunden handelte, die der seinerzeitige Besitzer, nachdem sich das Geschäft in München zerschlagen hatte, gesondert aufbewahrt hatte, so daß sie nicht mit dem Hauptbestand vereint waren und daher nicht unter Denkmalschutz gestellt und dem n.-ö. Landesarchiv übergeben worden waren. Sie sind jetzt von der Witwe des damaligen Besitzers zum Kaufe angeboten und vom n.-ö. Landesarchiv käuflich erworben worden. Es seien nachstehend die Regesten dieser Urkunden gegeben, u. zw. mit einer Nume­rierung, die die Einschübe in die früher mitgeteilte Urkundenreihe anzeigt. 4 A. Aspang, 1222 III 27. Herzog Leopold VI beurkundet die durch sein Bemühen erfolgte Bei­legung eines Streites zwischen dem Kloster Formbach und den Erben des Ortolf von Schratenstein, Leupold, Chaloch und Fromiid über 24 Hofstätten und eine Mühle in Neunkirchen. Danach sollen die Genannten gegen jährliche Zahlung von 1 an Formbach die erwähnten Güter auf Lebenszeit besitzen, ebenso deren Erben. Wenn sie zwei Jahre die Zahlung vernachlässigen, fallen die Güter an die Mönche von Formbach. Siegler: Aussteller (Siegel an gelber Seidenschnur, beschädigt; nur eine Seite des Siegels geprägt, als Herzog von Steier mit dem Pantherschild! Vgl. Sava, die Siegel der österreichischen Regenten, MZK. IX, Fig. 25). Zeugen: Perhtoldus dapifer de Emberberch, Hermannus de Chranhperch, Rapoto de Puten, Gerhardus et Heinricus fratres de Chrvmpach, Heinricus et Offo fratres de Pvten, Meinhardus de Froberch, Gotschalcus de Froberch et filius suus Otto, Albero et Vlricus fratres de Lanzenchirchen, Rvdolfus de Sirnik, Vvlfingus de Losenhaim,Gundaker de Murberch, Albero deDvnchensteine, Vvlfingus etWolfherus fratres deRvmberch. Druck: Monumenta Boica IV, S. 152 f.; vgl. A. Meiller, Babenbergerregesten 130/178. (Nr. 192) 12 A. Wien, 1306 VI. 7. Herzog Rudolf III. erneuert und bestätigt auf Bitten des Abtes Marquard von Formbach das wörtlich inserierte Privileg Kaiser Lothars III. vom Jahre 1136, Mai 14, Merseburg, für die Abtei Formbach, womit er diese in seinen Schutz nimmt, Freiheit, Ergebung in den päpstlichen Schutz, freie Abt- und Vogtwahl bestätigt, sowie die Besitzungen aus den Schenkungen der Grafen Ekkebert, seines Verwandten Ödalricus und dessen Bruders Hermann, namentlich aber Markt und Münzstätte in Neun­kirchen (DDLIII, Nr. 83). Siegler: Aussteller (an grün-roter Schmu1 anhängendes Reitersiegel, zerbrochen; Type wie Sava, a. a. O. MZK. XI, Fig. 6). Druck: W. Ad. Czerwenka, Annales et Acta pietatis aug. ac ser. dom. Habsb.-Austriacae, Prag 1691, S. 263 f.; vgl. Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg II, S. CCLIX, Nr. 250. (Nr. 37) 128 A. Passau, 1447 VI 12. Burchardus, Dekan der Kirche von Passau und Licentiat, beauftragt auf Bitten des Abtes Theoderich von Formbach den öffentlichen Notar Johannes Tanndorffer der Regens­burger Diözese, daß er die von dem Formbacher Propst Johannes vorgelegten Privilegien der Päpste Innocenz II. vom Jahre 1139 und Alexander III. von 1179 (Mon Boica IV, S. 128 und 136 ff.) vidimiere und beglaubige. Zeugen: Heinrich Schöndorffer und Stefan Hubmer, Chorvikare, Erhard Pruckner und Matthäus Piscator, Kapläne der Passauer Kirche. Siegler: Aussteller (an brauner Schnur anhangendes Siegel in Blechkapsel); Notariatszeichen: Jo. Tanndorffer. (Nr. 49) 141 A. Kloster Formbach, 1466X 28. Abt Laurentius von Mariazell, Johann Aychperger, Canonikus und Generalkommissär der Passauer Kirche, Propst Stephan von St. Dorothea in Wien und Dr. theol. Paulus Wann, erneuern über Auftrag Bischof Ulrichs von Passau die Reformations- und Visitationsurkunde der Reformkommissäre, Abt Martin von den Schotten in Wien, Abt Laurentius von Mariazell und Johannes Slitpacher, Profeß von Kloster Melk, an Stelle seines Abtes, die über Auftrag des vom Papst Nikolaus V. bestellten Legaten in Deutschland, Kardinalpriester Nikolaus von St. Peter in vineolis, eine genaue Visitation

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