Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)

IV. Quellen und Quellenkunde - 36. Plans Kramer (Innsbruck): Agostino Patrizzis Beschreibung der Reise des Kardinallegaten Francesco Piccolomini zum Christen tag in Regensburg 1471

564 Kramer Furcht der an solches nicht gewöhnten Italiener, die bisher nur in einer besseren Jahreszeit die Berge von Tirol passiert hatten, war nicht gering. Die Beschreibung des Überganges über den St. Gotthard dürfte eine Quellenstelle von ziemlichem Seltenheitswert sein. Glücklich langten sie im Heimatland Italien an, durch die große Reise an Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, hinsichtlich des politischen Erfolges jedoch, mit leeren Händen. Jeder neue Papst prägte irgendwie das Bild der Kurie und der Stadt Rom um, und so kamen auch die Schützlinge Pius II. in für sie neue, nicht günstigere Verhältnisse. Der Rovere Sixtus IV. hatte wohl den Piccolominipapst gekannt, er hatte sich im Dezember 1462 erfolgreich an einer Disputation über das Blut Christi in Gegenwart des Papstes beteiligt. Zu besonderem Dank war er ihm nicht verpflichtet. Das Andenken an den zweiten Vorgänger Sixtus IV. geriet doch immer mehr in Vergessenheit. Dieser machte wohl Anläufe, die päpst­liche Politik gegen die Türken, die Einigung der christlichen Fürsten Europas gegen diese große Gefahr, unter anderem ein Erbe Pius II., fortzusetzen, sie erlahmten aber bald und das Papat Sixtus IV. ist vor allem durch seine engste Verwicklung in die italienischen Händel und durch seinen übertriebenen Nepotismus, allerdings auch durch sein großes Kunst- mäzenat, bekannt geworden. Daß Sixtus, der nun fünf Kardinäle als Legaten a latere in der Türkenfrage in die bedeutendsten Staaten Europas hinaussandte, darunter Marco Barbo nach Deutschland, und dabei Piccolomini überging, mag nicht nur aus einer gewissen * 4 usque; duplex nobis iminebat periculum hoc tempore, alterum ne in faucibus, nive a vento agitata, obruere­mur, ut evenit aliquando; alterum ne nivium globis, qui sepe e sumitate montium minimi incipientes longa revolutione fiunt immensi, opprimeremur; prospiciebamus nanquam transeuntes minus vallibus cumulos ipsos, qui nuper ceciderant, magnitudine ingenti, sed faventibus superis ante solis occasum salvi pervenimus Egyrolum, villam in descensu montium ad quinque milia passuum sitam. Huius montis semite ita prerupte sunt atque ita ardue, ut non progredi ascendendo oporteat, sed repere et descendendo ruere; perhorrescebat animus, cum alto alpium iugo despicerentur, qui in infima valle agmen precedebant. Ii non descendere, sed veluti in baratrum quoddam precipitari et infernas petere domos videbantur. Egyroli leti hylaresque per noctem quievimus, tum quod montem periculosissimum salvi omnes superaveramus, Gun quod iam tenebamus Italiam. Hic enim Italicam linguam primo audivimus. *) Uri. b) Reuss. c) Urseren. d) Hospenthal. e) Campano. f) Airolo. Über den St. Gotthard z. B. E. Oehlmann, Die Alpenpässe im Mittelalter, Jahrbuch für Schweizerische Geschichte, 3. Bd., 1878, über den St. Gotthard speziell S. 269 ff.; P. H. Scheffel, Verkehrs­geschichte der Alpen, 2. Bd., Berlin 1914, S. 185 ff.; über die im 15. Jahrhundert über den St. Gotthard reisenden berühmten Männer, worunter aber unsere Gesandtschaft nicht aufgezählt ist, Aloys Schulte, Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien mit Ausschluß von Venedig, 1. Bd., Leipzig 1900, S. 454 ff.; Motta, Personaggi celebri attraverso il Gottardo, Bolletino storico della Svizzera italiana, 14. Jg., 1892, S. 4, hat von der Reise des Legaten Piccolomini 1471 über den Gotthard erfahren, weil er am 5. Dezember 1471 in Hospenthal einen Indulgenzbrief für die Kirche in Silinen ausstellte. Am 8. Dezember 1471 sei Piccolomini in Bellinzona angekommen. 4) Patrizzi: Postridie conscensis navibus lacum secantes Bissonum a) appulimus non sine maximo periculo, cum enim lacum sumus ingressi, tranquilla erat unda, ubi autem paululum processimus, tempestas adeo gravis est exorta, ut cum extremo discrimine tandem appulerimus, inde conscensis equis Comum ' ) properavimus, Insubrium urbem, montibus cinctam et lacui, quem Larium prisci dixerunt, adiacentem. Ambo lacus convalles in radicibus Alpium occupant et ideo tortuosi sunt et asperi ac naufragiis obnoxii. °’) Bissone am See von Lugano. b) Como. Campano (Menckenius S. 400): Redimus tandem in Italiam nostram, itinere diverso, quam profecti fueramus, multoque asperiore. Sed cupientibus patriam (Italien) facilia omnia et plana videbantur. Die Beschreibung der Reise vom Alpenrand durch Italien bis Rom ist bei Patrizzi sehr kurz und ohne be­sondere Schilderungen von Erlebnissen oder italienischen Städten und Landschaften. Er eilt sichtlich dem Schlüsse seines Werkes zu.

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