Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)

IV. Quellen und Quellenkunde - 36. Plans Kramer (Innsbruck): Agostino Patrizzis Beschreibung der Reise des Kardinallegaten Francesco Piccolomini zum Christen tag in Regensburg 1471

549 Agostino Patrizzis Beschreibung der Reise des Kardinallegaten Francesco Piccolomini zum Christentag in Regensburg 1471. Von Hans Kramer (Innsbruck). Frühe Reisebeschreibungen, welche Land und Volk des deutschen Sprachgebietes schildern, sind von hohem kulturhistorischem Interesse. Fehlerquellen müssen allerdings eingerechnet werden. Besonders bei Darstellungen von italienischen Humanisten, von welchen eine im folgenden verwertet werden soll. Solche Männer übertrieben nicht ungern. Es ist dies eine ziemlich häufige Erscheinung in sonst glänzenden humanistischen Werken, und gerade bei Reisebeschreibungen trieb die Verfasser ihre Eitelkeit dazu, das Gesehene, Erlebte und Erfahrene vor den italienischen Landsleuten möglichst interessant und bedeutend hinzustellen. Dies war das eine Extrem. Ein anderes ist der italienisch-humanistische Nationalhochmut, der solche Reisebeschreibungen mit Verachtung und Haß gegen alles Deutsche durchtränkt und der also statt übertriebenen Lobes überspannte Herabsetzung hervorbringtx). Um es gleich zu sagen, Agostino Patrizzi, der eine Schilderer einer Reise von Rom nach Regensburg und über Heidelberg und die Schweiz nach Rom zurück (1471) verfiel nicht oder nur wenig in das erstere Extrem, während sein Begleiter Giovannantonio Campano in seinen Briefen von derselben Reise ins andere verfiel. Die Reisebeschreibung Patrizzis ist durch eine Abhandlung und Edition Ignaz Philipp Dengels, die nur Tirol behandelt, weiteren Kreisen bekanntgeworden * 2). Der erste Teil der Reisedarstellung, von Rom bis Verona, war schon in der Edition Freher-Struves gedruckt 3). Dengel wollte die weitere Reise von Rosenheim durch Süddeutschland und über die Schweiz nach Italien zurück, also das weitaus größte Stück der Reise, noch darstellen und veröffent­lichen, ist aber nicht mehr dazugekommen. Dies soll nun hier in kürzeren Zügen nachgeholt werden 4). Für die tirolische Geschichtsforschung war die Herausgabe des vollen Textes der x) Vgl. Adolf Bachmann, Deutsche Reichsgeschichte im Zeitalter Friedrich III. und Max I., 2. Bd., Leipzig 1894, S. 348. 2) Ignaz Philipp Dengel, Eine Beschreibung Tirols aus dem Jahre 1471, Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum, 12. Bd. (Voltelinifestschrift), Innsbruck 1932, S. 207 ff. 3) Marquard Fr eher- Burcard Gotthelf Struve, Rerum Germanicarum scriptores varii, qui res in Germania et imperio sub Friderico III. Maximiliano I. impp. . .. gestas . . . litteris prodiderunt, 2. Bd., Straßburg 1717, S. 288—292. 4) Vgl. Dengel, S. 217, Anmerkung 1. Prof. Ignaz Philipp Dengel, Innsbruck, ist im Jahre 1947 nach langem, schwerem Leiden im Alter von 75 Jahren gestorben. Er hat mir laut Testament seinen schrift­lichen wissenschaftlichen Nachlaß zu entsprechender freier Verwertung vermacht, wofür ihm auch hier der herzlichste Dank ausgedrückt sei. Unter diesem Nachlaß waren u. a. die Schwarz-Weiß-Photographien des gesamten Textes der Reisebeschreibung Patrizzis von 1471 aus der Vatikanischen Bibliothek, Cod. Vat. lat. 3842, fol. 22 f. Nach Dengel, S. 217, Anmerkung 1, sei es wohl nur eine gleichzeitige Abschrift. Das Schriftbild zeigt nicht Ergänzungen, Streichungen oder Korrekturen und hat keinen konzeptartigen Charakter. Ich kann gegenwärtig eigenhändige Schriften Patrizzis nicht einsehen, möchte aber die Frage, ob es eine — sicher nur gleichzeitige — Abschrift oder eine Reinschrift Patrizzis selbst, was bei dessen Fleiß immerhin möglich wäre, ist, noch offen lassen. Ich konnte auch bestimmte Notizen und ziemlich weitgehende Vorarbeiten Dengels für den vorliegenden Aufsatz verwerten. Die kommenden Textstellen wurden den hinterlassenen Photographien entnommen. Die ganze Gestaltung des Aufsatzes und des Anmerkungsapparates stammt von mir.

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