Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)

II. Paläographie und Diplomatik - 16. Gebhard Rath (Wien): Studien zur Gründungsgeschichte der Cisterce Wilhering und ihrer rechtlichen Stellung zu ihren Gründern und dem Hochstift Bamberg

Studien zur Gründungsgeschichte der Cisterce Withering. 269 kommt noch eine am 22. August 1147 zu Graz datierte Urkunde Ottokars von Steyr für die Cisterce Rein, in der Ulrich II. von Wilhering mit seinem proprius Calvus als Zeuge er­scheint. Bereits Handel-Mazzetti * 2) benützte sie als Beweis der Unrichtigkeit der Datierung der Gerlach-Urkunde zu 1146 3), in der Ulrich II. schon als tot bezeichnet wird und für den Nachweis der Teilnahme Ulrichs am Kreuzzug von 1147/48. Die von Grillnberger 4 *) und später nochmals von Wonisch 6) zur Rechtfertigung der Datierung der Gerlach-Urkunde zu 1146 gegen die Richtigkeit der Datierung dieser Ottokar-Urkunde erhobenen Bedenken werden einmal durch die Tatsache entkräftet, daß die Nachricht vom Eintritt Adalrams von Waldeck ins Kloster Seckau im Februar 1147, der ebenfalls in dieser Ottokar-Urkunde als Zeuge erscheint, nicht mehr vollstes Vertrauen genießt 6), wie durch die weitere Tatsache, daß die Unhaltbarkeit der Datierung der Gerlach-Urkunde mit 1146 aus anderen Gründen eindeutig erwiesen werden wird. Da aber in diesem Pergament Ottokars von Steyr eine Rechtshandlung bestätigt wird, die unmittelbar vor Ottokars Aufbruch in den Kreuzzug getätigt wurde, ergibt sich selbst bei der Annahme einer späteren Beurkundung 7) für unsere Zwecke, daß Ulrich II. von Wilhering im Heere Ottokars von Steyr 8) den Kreuzzug von 1147/48 9) mitmachte. Diese Feststellung scheint deshalb nötig, da unter Berufung auf die Gerlach-Urkunde zu 1146 bis in die allerneueste Zeit die Meinung vorherrschte, Ulrich II. von Wilhering habe noch vor der Vollendung der Klostergründung eine fromme Pilgerreiseins Heilige Land unter­nommen und sei auf ihr schon vor dem Einzug der Mönche zu Wilhering am 30. September 1146 gestorben10). Warum Ulrich gerade dem Bistum Bamberg omnem portionem hereditatis sue schenkte, dürfte die Bemerkung des ältesten Stiftbuches 11) von 1244/57: Erat (Eberhardus episcopus Babenberg ensis ecclesie) vir bonus et timoratus et insuper fundatorum (Vdalrici et Cholonis) cognatus, erklären. Wenn Trinks 12) auch diese Nachricht wiederum in das Gebiet der Sage und Legendenbildung verweisen möchte, dürfte sie trotzdem der Wahrheit entsprechen. Wie wäre es ansonst zu verstehen, daß Ulrich gerade dem so entlegenen Bistum Bamberg seine Schenkung machte, Cholo seine Erbin der Vormundschaft Bischof Eberhards anver­*) Zahn, Urkundenbuch I, Nr. 263, 274. 2) Handel-Mazzetti, Das Gemärke von Wildberg im Jahre 1198. Jahresbericht des Museums Francisco-Carolinum in Linz 57 (1899), 30 f. — Derselbe, Schönhering 102, Anmerkung 1. 3) UBoE. 2, Nr. 152, S. 223. 4) Grillnberger, Anfänge 305 ff. 5) Wonisch P. Othmar, Über das Urkundenwesen der Traungauer. Zeitschrift des historischen Vereines für Steiermark XXII (1926), 67, 79 ff. — Hirsch, Vogteiurkunden 13 und Anmerkung 59. — Trinks, Gründungsurkunden 86 f.— (Grill, Dr. Leopold) Der Testamentstag für Maria-Straßengel vom 8. Juni 1147. Marien-Bote, Nachrichten aus dem Stift und Dekanat Rein, 6. Jg., Nr. 2, 8. Juni 1947, 5. 6) Wonisch, Traungauer 79 ff. 7) Vgl. S. 12, Anmerkung 7. 8) Beziehungen zwischen den Ottokárén und Wilheringem waren schon dadurch gegeben, daß Wilhering im Traungau lag, der zu deren Markgrafschaft gehörte. Außerdem hatten die Ottokáré selbst in Wilhering und nächster Umgebung (Schönhering) Besitz. Vermutlich war auch der ,,Kümbergerwald“ im Gegensatz zum „Wilheringerwald“ Eigentum der Ottokáré. — Vgl. auch das älteste Stiftbuch von 1244/57 (UBoE. 2, Nr. 332, 476). 9) Trinks, Gründungsurkunden 87, 122. — Handel-Mazzetti, Wildberg 29 f. — Schiller Leopold, Zur Geschichte der Donauüberfuhren. Festschrift zur 700-Jahrfeier des Marktes Ottensheim an der Donau 1228. 1928, 68. — Stülz, Wilhering 380, hält ihn wegen seiner tiefen Stellung in der Zeugen­reihe nur für einen Dienstmannender Wilheringer.—Dagegen Grillnberger, Anfänge 305f. — Trinks, Gründungsurkunden 87. — Hirsch, Vogteiurkunden 6 und 11.—Ältestes Stiftbuch läßt ihn erst nach 1185 sterben. 10) Grillnberger, Anfänge 92, 307 ff. u) UBoE. 2, Nr. 332, 477. 12) Trinks, Gründungsurkunden 95, Anmerkung 57, 123. — Lohninger Josef, Oberösterreichs Werdegang. 1917, 16, 117, läßt Ulrich einen Ministerialen Bambergs sein.

Next

/
Oldalképek
Tartalom