Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1990. Germanistiche Studien (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 20)

Alexander von Pechinann (München), Zur politischen Theorie des späten Schelling

16 oder Republik - "muss freie Menschen als mechanisches Räderwerk behandeln; und das soll er nicht; also soll er aufhören . An diesem Grundsatz hat Schelling bis zuletzt festgehalten, wenngleich er ihn schon bald wesentlich modifizieren sollte. Die entscheidenden Grundlagen dafür, die er auch später nicht mehr revidieren sollte, schuf er in seiner "Freiheitsschrift" von 1809. Das hier entwickelte Konzept erlaubte es ihm, einerseits an seiner antipolitischen Einstellung festzuhalten, andererseits jedoch eine Begründung für die Existenz und Dauer des Staates zu geben. Schelling griff dazu den Grundgedanken der Theodizee auf und damit das Problem, warum das, was eigentlich aufhören soll, was wesensmässig böse und nichtig ist, dennoch existiert. Seine Antwort war, dass der Grund der nichtigen Existenz des Staates und seines Fortbestehens im Abfall des Menschen von Gott liege; es sei die Freiheit setzenden Differenz, in die der Mensch sich zu Gott gestellt habe. "Der Staat", so Schelling, "ist daher, um es gerade heraus zu sagen, eine Folge des auf der Menschheit ruhenden Fluchs"'*. Insofern der Staat also den Grund seiner Existenz in der Entfernung des Menschen von Gott hat, gehört er dem Reich des Bösen, des Negativen und Substanzlosen und dessen an, was eben "aufhören" soll. Insofern die Existenz des Staates jedoch mit der darauf gegründeten Freiheit des Menschen von Gott gegel>en ist, so hat er eine in dieser menschlichen Existenz wurzelnde Notwendigkeit und Dauer. Der Staat existiere, weil und solange der Mensch im Stadium seiner Freiheit und Trennung von Gott existiert. Diese religionsphilosophische Grundlegung des Staates hat bekanntlich zu seiner Zeit schon Verwunderung ausgelöst und Schelling das Image eines mystischen Theosophen eingebracht. Doch dies ist hinlänglich erörtert worden und soll hier nicht vertieft werden. Interessanter erscheint mir, der theoretischen Lösung des Problems nachzugehen, wie Schelling einerseits die Kritik an der Macht des Staates gegenüber dem Individuum aufrechterhält, andererseits aber die Notwendigkeit des Staates begründet. Dies geschieht weder durch Rekurs auf ein individuelles Vernunftsubjekt, wie bei Locke oder Rousseau, noch auf ein Geschichtssubjekt und dessen immanente Dialektik, wie bei Hegel oder Marx. Schelling nimmt demgegenüber einen gleichsam vorzeitlichen Ursprungsakt an, der diese erst als Subjekte konstituiert. Indem Schelling also Geschichte und Vernunft nach dem jüdisch-christlichen Muster des "Sündenfalls" entwirft, vermag er es. beides, die Kritik am Staat wie dessen notwendige Existenz, konsistent aus dem einen Grundgedanken des Abfalls des Menschen von Gott zu entwickeln. Er handelt sich dafür natürlich die Begründungs- und Erklärungsprobleme ein, wie dieser "Abfall" denn zu begreifen sei. Das Zweite, nach dieser religionsphilosophischen Grundlegung, ist nun, dass Schelling das Dasein des Staates durchaus in der Vernunft gegründet sieht. Er kann dies,

Next

/
Oldalképek
Tartalom