Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)
Illényi, Domonkos: Gesellschaftstheoretische Elemente in den Werken von Geothe, Schiller und Hölderlin
Walter Benjamin wies in seinem Essay über die "Wahlverwandschaften" auf die Bedeutung des oben erwahnten mythischen Elementes auch in der modernen Ásthetik hin, auch G. Simmel "In der Philosophie des Geldes" hob die verdinglichte Symbolik des spaten Goethe als das Zentralelement der modernen Gesellschaft durch die Analyse der Fetischfunktion des Geldes hervor. Ferner sind auch wirkungsgeschichtliche Verbindungen unter der Verdinglichungstheorie von G. Lukacs, der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule und den -Wahlverwandschaften- auszuweisen. Nach dem Schreiben der 'Wahlverwandschaften" verraten Goethes politische ÁgBerungen, daB die realpolitischen Neuerungen für ihn wenig Belang hatten. Der stellte sich hinter das System von Metternich. Seine Abneigung gegenüber den Freiheitskampfern, die die Franzosen aus den deutschen Gebieten vertreiben wollten, war offensichtlich, er begriff die Begeisterurig der national gesinnten Studenten nicht, witzelte fröhlich bei der Umgestaltung des Weimarer GroBherzogtums zur konstitutionellen Monarchie. Das bedeutete aber nicht, daB er das gesellschaftspolitische Ideal eventuell staatsloser Assoziation von übersichtlichen, kleineren Menschengruppen abgelehnt hatte, ganz im Gegenteil: in seinem groBen Spatroman 'Wilhelm Meisters Wander jahre" (1807-29), unternimmt er es, eine konkrété Gesellschaftsutopie durch die gesellschaftspolitische Analyse seiner Zeit zu entwickeln. Die gesellschaftliche Utopie umreiBt etwa wie in den "Lehrjahren" bloB die FÖrderung der materiellen Kultur und der Menschenumerziehung, aber dariiber hinaus ist es ein Projekt einer relativ geschlossenen kleinen Gemeinschaft als das einer selbstándigen Produktionsgemeinde. Die "Turmgesellschaft", die die Heranbildung von Wilhelm Meister vollzog und ausführte, sieht ihr Ziel nun in der Verwirklichung groBer Auswanderer- und Kolonisationspláne. Goethe schmilzt in sein Projekt die mit der schweizerischen und süddeutschen Heimindustrie in Beziehung stehenden Informationen, deren stándige und hoffnungslose Konkurrenz mit der Mechanisierung, die gesellschaftlichen Experimente der amerikanischen "Communities" und - als stándiger Abonnent der Zeitschrift "Globe" von Saint-Simon - auch zahlreiche Ideenbrosamen der Utopisten. In der Rede des Hauptprotagonisten des Auswanderungsprojektes, Leonard, faBt Goethe auch die Grundzüge seiner konkrétén Utopie zusammen. Die Auswanderung der Heimarbeiter macht jeden Menschen zum Eroberer in Übersee, die Auswanderer sind zugleich "Kaiser, Könige und Herzöge", entsprechend seinen früheren Idealen, nach denen sich die Gleichheit durch die Nobilitierung aller gewáhren lieBe. Der Einzelne vermag nicht die vollkommene Humanitat zu verkörpern; bloB deren bestimmte Elemente gehören seinem Wesen an, aber die Elemente bilden den gemeinsamen Nenner zur Gemeinschaftsbildung. 53