Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)
Szabó János: Robert Walser
der Arzt den Patienten: »Ist Ihnen mein Triumph schon zu Ohren gekommen, Walser? « Walser über seine Reaktion: »Ich habe geschwiegen wie meistens in solchen Fallen. Zurückhaltung ist die einzige Waffe, die ich besitze und die mir in meiner geringen Stellung zukommt.« (S 24f) Hinrichsen spricht sich energisch gegen die wieder auf die Tagesordnung gekommene Entlassung Walsers aus der Anstalt aus und findet dabei eine Verbündete in Lisa. Nach Hinrichsens Tod 1941 hat sich Walsers Zustand bereits so sehr verschlechtert, daB nichts mehr rückgángig zu machen ist. Br will nicht einmal etwas von seiner Vergangenheit wissen. Als der neue Anstaltsarzt Dr. Steiner ihn 1943 darauf aufmerksam machen möchte, dafl zu seinem 75. Geburtstag verschiedene Ehrungen in Zeitungen und im Radio erfolgen, winkt er mit den Worten »Das geht mich doch nichts an!« (5 110) barsch ab und geht an die Hausarbeit. Wáhrend des Geburtstages beginnt es zu schneien, was im April nicht sehr háufig vorkommt. »Als Frau Dr. Steiner (die Gattin des Arztes) ihren Kindern erzáhlte, wie schön Robert Walser über den Winter, den Schnee und die Kalte geschrieben hat, sagten sie, es schneie gewiíi deshalb, weil der Herr Walser den Winter so gern habe und heute Geburtstag feire« (S 110), berichtet Carl Seelig, die einzige wirkliche Kontaktperson der letzten Lebensjahre Walsers. Der langweilige Kritiker und erfolglose Herausgeber Seelig war ob seiner groBen liilfsbereitschaft bekannt, von der nebst vielen Schweizern zahlreiche Exilanten profitierten. Für Joseph Roth trieb er Bücher auf, für Hesse kaufte er Farben und Papier, für Alfred Polgár sammelte er Geld und Thomas Mann half er beim Háuserkauf. 1935 meldete er sich bei Robert Walser und schlug ihm eine Veröffentlichung seiner Werke vor. Daraus wurde zwar nichts, sie kamen aber ins Gesprách. Seelig schickte dem auch ihm gegenüber sehr reservierten Dichter zunáchst kleinere Geschenke, Orangen zum Beispiel, dann begannen sie zu korrespondieren. Seelig organisierte eine private Spendensammlung für Walser und rettete ihn damit möglicherweise vor dem Armenhaus, 1937 gab er einige seiner Prosastücke unter dem Titel »GroBe kleine Welt« heraus. Sein Versuch am Anfang der Beziehung, Robert Walser aus der Anstalt herauszuholen, muBte freilich nicht nur an Hinrichsen und Lisa scheitern - der Betroffene wollte die zweischneidige Freiheit auch nicht mehr so unbedingt. Ab 1944 war dann Seelig Robert Walsers Vormund. 21