Duna népe, 1937 (3. évfolyam, 4, 6, 10, 11. szám)

1937 / 11-12. szám - Középeurópakonferencia Prágában 1938-ban

Österreichische Aufbaupolitik im Donauraum Das vierte Jahr der Kanzlerschaft Dr. Schuschniggs (Von besonderer österreichischer Seite.) Betrachtet maii die Nachfolgestaaten der ehema­ligen Doppelmonarchie aus dem politisch nicht mehr aktuellen, im ökonomischen aber immer noch gel­tenden, weil unwiuerlegbaren Gesichtswinkel der georgraphischen u. wirtschaftliciien Einheit, so lenkt — insbesondere vom Standpunkt Ungarns, das die (Eierzkammer Donaueuropas darstellt, — die Ent­Avicklung österreichs in den letzten vier Jahren seit dem Anbruch der Dollfuss-Aera die stárkste Auf­merksamkeit auf sich. Hatte schon Dr. Dolluss, als er im Márz 1933 den autoritáren Knrs in Österreich einführte und das österreichische Volk von der un­fruchtbaren Ohnmacht eines von den verschiedensten auslándischen ideologischen Interessen und Tenden­zen beherrschten Parteienparlamentarismus befreite, ein unendlich schwieriges Érbe vorgefunden, so sah sich vollends sein Nachfolger Dr. Kurt con Schusch­nigg, der in den tragischen Tagén nach dem Juli­Putsch 1934 an die Spitze der Regierung trat, vor die denkbar kompliziertesten innen- und aussenpoliti­schen sowie ökonomischen Aufgaben gestellt. Vor allém lastete auf Österreich nach dem Zusammen­bruch des nationalsozialistischen Aufruhrs die noch keineswegs endgültig beigelegte Gefahr, dass das von zwei inneren Revolten erschütterte Land auf die Dauer dem aussenpolitischen Druck eines grossen Nachbarreiches keinen Widerstand leisten und sei­nes innerpolitischen Selbstbestimmungsrechtes ver­lustig gehen könnte. Damit wáre Österreich, realpolitisch genommen, aus dem Donauraum ausgeschieden und hatte zwangs­laufig den Kulturkreis und die ökonomische Inte­ressengemeinschaft der Donauvölker veiiassen. Dass diese Entwicklung aufgehalten wurde und Österreich weiter in Unabhangigkeit seiner altén Mission eines vermittelnden Brückenstaates zwischen dem Deutschen Reich und dem Donaubecken dienen kann, ist, im Rahmen der donaueuropaischen Idee, zweifel­los das grösste Aktivum der östereichischen Aufbau­politik des Bundeskanzlers Dr. Schuschnigg, der heuer am 29. Juli in das vierte Jahr seiner erfolg­reichen Tatigkeit als Führer des neuen Österreich eingetreten ist. Wollte Dr. Sshucchnigg das Vermáchtnis des Mártyrerkanzlers erfüllen und die Dollfuss-Idee des unabhángigen, christlichen, deutschen, stándisch ge­gliederten, autoritár geführten, sozialen Staates österreich in dem Kráftespiel der Realitáten fest verankern, so galt es, in unermüdlich záher Klein­arbeit die innerpolitische und die wirtschaftliche Konsolidierung des Landes vorwártszutreiben und zugleich alle aussenpolitischen Voraussetzungen zu schaffen, die geeignet sein konnten, das stabilé Gleichgewicht der Unabhangigkeit des 6,7 Millionen­staates inmitten eines von bedenklichen Spannungen und nationalen Rivalitáten erfüllten Európa zu sichern. Die Vaterlandische Front ist heute, nach dreijáhrigem beharrlichen Auf- und Ausbaú, das innerpolitsche Bollwerk, das den christlich-deutschen Autoritátskurs der Regierung Schuschnigg auf die breite Basis des Volksvertrauens stellt. Die „Front" ist heute, wie es ihrem Gründer Dollfuss vorschwebte, das gewaltige Sammelbecken aller Staatsbürger, die sich zum unabhángigen Österreich bekennen, einer­lei, wie sie früher nach ihrer Parteizugehörigkeit eingestellt gewesen sein mögen. „Es darf", rief der Kanzler und Frontführer auf einem Bundesappell der VF., „kein schwarzes und kein grünes, kein blaues und schon gar kein rotes und kein braunes, sondern nur ein rot-weiss-rotes Österreich gebén!" Die Vaterlandische Front ist eben, wie Július Patzelt in einer Studie über das staatsmánnische Werk Dr. von Schuschniggs schreibt, „keine politische Partei im eigenen Sinne des Wortes; sie will nicht wie diese dem Volke ein engstirniges Parteiprogramm aufzwingen, das den Bedingungen deutschen Geistes­lebens nicht im entferntesten entspricht, sie will nicht mechanisch gleichschalten, nicht die natürlichen Besorderheiten im Volwsleebn austilgen, sondern sie als wichtige Kulturfaktoren erhalten, um sie im Rahmen der nationalen Eigenart der österreichischen Deutschtums, in österreichischem Rahmen zu ent­wickeln." Die Vaterlandische Front, Trágerin des öster­reichischen Staatsgedankens, zahlte im Október d. J., vor der am 1. November in Kraft getretenen Mit­giiedersperre, rund 2,í Millionen eingeschriebene Mit­glieder. Diese Ziffer reprásentiert, selbst nach den Begriffen parlamentarisch regierter Staaten mit all­gemeinem Wahlrecht, eine qualifizerte ZAveidrittel­mehrheit des österreichischen Volkes. Der weitaus grösste Teil dieser 2V2 Millionen Mitglieder ist der Front in den drei Jahren der Regierungsstátigkeit Dr. Schuschniggs zugewachsen, ein schlagender Be­weis dafür, dass die „leidenschaftsloss Beharrlich­keif, die den Kanzler wie seinen grossen Vorgánger und Lehrmeister Ignaz Seipel auszeiclmet, dem Tem­perament und der Anschauungsweise weitester Volks­kreise, insbesondere auch der österreichischen Arbei­terschaft zusagt und mit Vertrauen erfüllt. Man geht wohl auch nicht fehl, wenn man annimmt, dass der Durchschnittsösterreicher, der im Grundé seines We­eens ein Individuálist ist, dem jeder diktatorischen Geste und Rhetorik abholden Wesen des Kanzlers aufrichtiges Gefallen abgewinnt und ihm gerade darum, aus dem echt demokratischen Gefühl frei­williger Gefolgschaft heraus, seine TJnterstützung leiht. Übrigens lásst Dr. Schuschnigg kaum eine Gelegenheit unversáumt, um klare Trennungsstriche zwischen autoritarer Führung und Diktatur zu zie­hen. Der französische Publizist Róbert d'Harcurt schrieb in einer noch 1933 veröffentlichten Studie über den christlichen Stándestaat: „Autoritat ohne [Despotismus, Freiheit ohne Anarchie, diese zwe^ seitige Formel bezeichnet etwa die Grundauffassung von der sich die Politik des Kanzlers Dollfuss be­stimmen lásst". Von dieser Formel ist auch Dr. von Schuschnigg niemals abgewichen, sie bildet die sitt­liche Grundlage, auf welcher Dr. Schuschnigg be­strebt ist, sein staatspolitisches Programm zu ver­wirklichen, dessen Pfeiler Deutschtum, Christentum, standische Gliederung und soziale Gerechtigkeit ^heissen. 15

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