VJESNIK 21-22. (ZAGREB, 1920.)

Strana - 18

18 Ich begab mich alsogleich dahin und bemerkte bey meiner An­näherung an das bellgrader Ufer wirklich die vier gedachten Schiffe beym Wasserthor neben dem Neboisze Thurm ans Land gebunden, das Ufer aber ganz mit bewafneten Türken bedekt, auf den Batterien oberhalb den Schiffen die Kanonen aufgepflanzt und auch diese ganz mit Türken umgeben. Der mich begleitende Pontoniers Korporal äusserte zwar die Besorgniss, dass wenn wir landen wollten, die Türken uns entweder mit Gewalt daran hindern oder doch wenigs­tens im Gewühl uns verwischen könnten; ich befürchtete aber das erste gar nicht und dem zweyten konnte durch eine einundzwanzig­tägige Kontumaz abgeholfen werden und ich stieg getrost ans Land, entfernte mit meinem in der Hand habenden Seitengewöhr die her­zuströmenden Türken und erkundigte mich bey einigen unter der Menge befindlichen Kirdschalis um ihren Chef den Halil Aga. Man wies mir ihn, der eben am Ufer der Donau vor den Schiffen bey einem grossen Feuer von einigen hundert Kirdschalis umgeben sass. Der Haufe öfnete sich und man nahm mich in ihrer Mitte auf, wo man mich auf einem hölzernen Sthule neben Halil-Aga setzen Hess. Ich hatte kaum angefangen, diesem das ungebührliche, feind­selige und räuberische Betragen in den schärfsten Ausdrücken vorzu­stellen, als die ganze mich umgebende Masse von Türken in ein umbändiges Geschrey und wutstimmiges Klagen ausbrach, so dass man keines Worte vernehmen konnte. Halil Aga geboth Stillschweigen und ein gewisser Hadschi Tossun Aga, dermaliger Chef Janitscharen und Anführer des geschehenen Raubes, nahm das Wort im Namen aller und sagte: alle Einwohner Bellgrads seyen in der schrecklichsten Laage; von den räuberischen Servianern eingespert, nicht auf drey Tage Vorrath in der Festung, blos auf elendes Hirsbrod eingeschränkt; der Hunger und der Noth habe sie dazu verleitet, sich dieser Schiffe zu bemäch­tigen; sie hätten ohne diess vor Hunger sterben müssen und hätten nur diess Mittel gefunden, um ihr Leben zu retten; es möge daraus entspringen was da wolle, sie wurden lieber alle zu Grunde gehen, als diese Lebensmittel zurückgeben: hätten sie glücklicher Weise diese Schiffe nicht gefunden, so wären sie selbst nach Semlin gekom­men, um sich Brod zu holen, weil man ihnen ohnediess von dorther nichts mehr als gegen baare Bezahlung geben wolle und da sie nun ihren letzten Heller ausgegeben hätten, um sich Mehl zu verschaffen, dermalen aber gar keine Baarschaft hätten, auch von der Pforte den ihnen schuldigen Sold der Janitscharen seit so langer Zeit nicht er­halten und die Servier, die dem Pascha von Bellgrad schuldigen Ab­gaben auch nicht entrichten, so wäre ihnen nichts anders übrig ge­blieben als zu dieser That ihre Zuflucht zu nehmen.

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