VJESNIK 1-2. (ZAGREB, 1915.)
Strana - Sveska 1. i 2. - 4
4 dasselbe, was bei den Montenegrinern und Serben die Hausschlange (kućna zmija) speciell, im erweiterten Sinne aber der Sjen (wörtlich : Schatten), der Schutzgeist eines Hauses, Sees, Berges und der Wälder ist. Aehnlich wie die Montenegriner den Šjen des Berges Korn auf der Insel Odrinska Gorica im See von Skutari, fürchten die Albanesen der an Nadelholz reichen Landschaft Lurja den Waldgeist und wagen nicht einmal die trockenen Aeste vom Boden aufzuheben 1 ). In der Stiftungs urkunde des Erzengelklosters von Prizren (1348) heisst eine Quelle bei Šiklja und Kruimada („grosse Quelle") in Oberpilot „Quelle des hl. Georg" (vrelo sv. Gjurgja) ; der Heiligenname verdeckt hier gewiss einen heidnischen albanischen Schutzgeist. Die igniti serpentes, Feuerschlangen, welche nach der in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstandenen Legende des hl. Vladimir auf dem Berge Oblich (Obliquus) westlich von Skodra hausten und infolge der Gebete des frommen Serbenfürsten unschädlich wurden 2 ), waren von Albanesen und Slaven gewiss gleich gefürchtet, wie heute noch der materielle Ueberrest dieser Legende „das Kreuz von Krajina" von ihnen geehrt wird 3 ). Das Schlachten eines Widders bei einem Neubau, eines Bocks bei der Eröffnung einer neuen Quelle im heutigen Montenegro 4 ) ist gewiss den Albanesen entlehnt und kann auf den Kultus des illyrischen Gottes Bindus im Gebiet der Japoden zurückgeführt werden 5 ); dagegen ist der Glaube der heutigen Albanesen an den Wurwolak, wie auch bei den Rumänen (vircolac) und Neugriechen (ßoupxoXoococ) slavischen 6 ) Ursprungs (vukodlak). Die Christianisierung Illyrikums gieng zweifellos aus zwei Zentren, zugleich Hauptorten der Provinzen Dalmatien und Epirus und Ausgangs punkten der Heerstrassen, aus Salona und Dyrrhachion aus. Als primäre Bischofssitze (bis 602), deren Bischöfe vom 3 5. Jahrhundert öfters genannt werden, sind in Albanien ausser Dyrrhachion noch Doclea, Sarda, Scodra, Lissus, Scampa, Amantia, Appolonia, Byllis, Aulona und wahrscheinlich auch Ulcinium zu betrachten. Die Metropolitangewalt folgte im ersten Jahrtausend genau den politischen Verschiebungen. Vor der Zweiteilung der grossen Provinz Dalmatien am Ende des 3. Jahr hunderts in Dalmatia Salonitana und Praevalis reichte die Kirchenorga nisation von Salona bis unter Lissus, also gerade bis an die Hauptgrenze zwischen Latein und Griechisch 7 ). Reminiszenzen darauf nehmen eine konkrete Form noch am Ende des 12. Jahrhunderts in den Briefen 1 ) Rovinskij, Sbornik russ. akad. 69 (1901), 502, Steinmetz, Von Adria zum Schwarzen Drin (Sarajevo 1908), 49. Jireček, G. der Serben 1, 153. 2 ) Kronika popa Dukljanina (ed. Crnčić) p. 41. Jireček G. der Serben 1, 167. 8 ) S. unten. 4 ) Rovinskij a. o. 536, Hahn o. c. 1, 160. 5 ) Patsch, Wiss. Mitteil, aus Bosnien 6 (1899), 155. Jireček. o. c. 1, 168. 6 ) Die Literatur darüber bei Jireček 1, 164. 7 ) Cons, La Dalmatie romaine 184. Jireček, Romanen, 1, 13, 33.