VJESNIK 1-2. (ZAGREB, 1915.)
Strana - Sveska 1. i 2. - 2
2 fähige Zellen bei günstiger Konstellation das heterogene kroatische, beziehungsweise albanesische Material tief in das Binnenland zu verarbeiten und im 14. und 15. Jahrhundert selbst ganz Süddalmatien mit albanischen Klerikern zu versehen vermochten, ein Damm, der unter schwersten Verhältnissen Jahrhunderte lang den Anstürmen des Orthodoxismus trotzte und nur einen wenn auch äusserst starken serbischen Riss in der Richtung Prizren-Cattaro (heutiges Montenegro) und eine griechische Ueberflutung von langer Dauer in Durazzo erlitt. Die Geschichte der dicht gesäten katholischen Bistümer entlang der Durchbruchszone, das Wirken der Bischöfe der alten Bistümer von Skodra, Sarda, Dulcigno, Drivast, das Entstehen, Lavieren und die diplomatische Vermittlungsrolle des am stärksten exponierten Erzbistums von Antibari, die Entstehung des exotischen Erzbistums von Krajina, die latenten Kräfte des Westens in Durazzo, die ein lateinisches Archidiakonat neben dem griechischen Metropoliten ständig erhielten und im 13. Jahrhundert zu der parallelen Existenz eines katholischen und eines orthodoxen Erzbischofs führten, die Errichtung eines Bistümer-gürtels im albanischen Binnenlande über Sappa, Balezo, Dagno, Chunavia, Scampa-TzernikVrego bis na Prizren und Ochrid, wodurch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, am Vorabend der türkischen Invasion eine Glanzperiode des Katholizismus erzielt wurde, dies sind die fixen Punkte, auf die wir unser Hauptaugenmerk zu richten haben, denn sie liefern einen wichtigen Beitrag zur mittelalterlichen Weltgeschichte. Doch der tausendjährige Kampf zwischen Papsttum und Byzanz nahm auf dem albanischen Boden fast nie allzu schroffe Formen an. Die starke Mischung der Bevölkerung in den Städten, die Bilinguität der Durazziner 1 , die katzenartige Gewandheit der städtischen romanischen Katholiken im Dienste der orthodoxen Dynasten, die antibyzantinische weltliche Politik der serbischen Könige, endlich das dem religiösen Gefühl weitaus überlegene, überaus starke Stammesgefühl 2 ) des gewöhnlichen, und der rücksichtslose Egoismus des adeligen Albanesen Hessen den eventuell vorhandenen religiösen Eifer nie zum Fanatismus werden. Vom religiösen Fanatismus, der dem heutigen Albanesen infolge der alten Koranlehre und der modernen katholischen Propaganda 3 ) vielleicht auch wirklich innewohnen mag 4 ), ist im Mittelalter kaum welche Spur zu finden. Im Gegenteil es bedurfte oft direkter päpstlichen Injektionen um die katholischen Albanesen aus ihrer Flauheit, ja Apathie zu dem Orthodoxismus aufzurütteln, dessen Schwere sie nie recht fühlten, dessen Gegensätze sie nie tief empfanden, Erst die in das Leben des albanischen Adels tief eingreifende Türkengefahr machte aus den Albanesen vorüber») AAlb (= Acta Albaniae) 1, n° 235, 2 ) Cf. Gravier, L' Albanie et ses limites (Extrait de la Revue de Paris 1913) 8 f. a ) Cf. Woods, La Turquie et ses voisins (Paris) 91—93. 4 ) Chlumecky, Oesterreich-Ungarn u. Italien (Leipzig u. Wien 1907 ) 109.