VJESTNIK 3. (ZAGREB, 1901.)
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carum, V. pag. 219); Papst Urban IL, der im Schreiben erwähnt wird, regierte vom 12. März 1088 bis 29. Juli 1099, und König Ladislaus : starb im Jahre 1095. Somit fällt das Schreiben in die letzte Regierungszeit des Königs Ladislaus, zwischen die Jahre 1088 und 1095. Berücksichtigt man noch die Beziehungen Ladislaus zu dem Kloster des heil. Egidius in Nismès, so kann man behaupten, dass der Brief auch nach dem Jahre 1091 abgefasst wurde. Ladislaus erzählt im Schreiben an Abt Oderisius von seinen Beziehungen zum Kloster des heil. Egidius, und erwähnt ausdrücklich, er hätte dem Abte dieser Congrégation sehr viel? Benefizien in Ungarn verliehen. Diese Angaben des Königs werden durch noch erhaltene Urkunden vollinhaltlich bestätigt. In der National-Bibliothek zu Paris wird ein Chartular des erwähnten Klosters (Chartularium S. Aegidii Nemausensis, M. S. lat. 11018) aufbewahrt, in welchem unter anderen eine Urkunde vorkommt, die uns belehrt, dass Ladislaus in den Jahren 1085—1091 an Odilo, "Abt des Egidiusklosters in Nismes, die Stadt Sumich oder Somogy (locus autem ille vocatur Sumich, nobilissima urbium terre) abgetreten habe, in welcher darauf der obgenannte Odilo ein Tochterkloster gründete, zu dessen erstem Abte ein gewisser Petrus bestellt wurde. 1 Am 17. November 1091 bestätigt Papst Urban II. dem Abte Odilo und dessen Congrégation die Schenkung aller Klöster (monasteriorum sive cellarum donatio), „quae temporibus tuis a . . . dilecto filio nostro Latisclavo Ungarorum rege . . . monasterio prefato collata est . . ." 2 Gerade die Erwähnung der Beziehungen des Königs Ladislaus zum Benedictinerkloster des heil. Egidius in Nismes (Nîmes); in Südfrankreich erhärtet einerseits die Echtheit seines Briefes an Abt Oderisius,: sowie sie andererseits eine Handhabe zur Bestimmung des Datums desselben Briefes bietet. Da die Schenkung der „plurima bénéficia" in Ungarn an das Kloster in Nismes, auf die sich der König im Briefe an Abt Oderisius beruft, vom Papste Urban am 17. November 1091 bestätigt wird, darf man annehmen, der Brief selbst sei in den Jahren 1092—1095 geschrieben, vielleicht 1093 oder 1094, in welche Jahre auch die Gründung des Bisthums zu Agram gesetzt wird. Jedenfalls datirt das Schreiben aus der letzten Regierungszeit des Königs Ladislaus. Äusserst interessant ist die Titulatur des Königs Ladislaus im Briefe an Oderisius. Ladislaus wird „Ungarorum ac Messie dei gratia rex" genannt. Dergleichen findet man in keinem Documente weder aus früherer, noch späterer Zeit. Was soll das bedeuten „rex Messie" ? Zweifelsohne ist damit das alte römische Moesien gemeint, welches einst die unteren Donauländer umfasste, und zu welchem das heutige östliche Serbien, Donau-Bulgarien und die Walachei gerechnet wurden. Es ist unbestimmt, ob da Moesia superior oder Moesia inferior zu verstehen ist. Jedenfalls ist dieser Titel mit den Kämpfen in Verbindung zu bringen, welche die ungarischen Könige seit 'dem Jahre 1068 (respective 1073) mit dem byzantinischen Reiche in Syrmien, Serbien und Bul1 Chartularium S. Aegidii, fol. 70. Die Urkunde wurde zuerst veröffentlicht von M. Ménard im Werke: „Histoire civile et ecclésiastique et littéraire de la ville des Nismes", Paris 1750. Tom I., Preuves, p. 24. — Aus diesem Werke wurde sie abgedruckt von Fejér, Codex diplom. I. p. 468—471. 2 Pflugk-Harttung, Acta pontificum Romanorum inedita, I. p. 55.