ARHIVSKI VJESNIK 13. (ZAGREB, 1970.)
Strana - 423
Prilozi I Einiges zur Bezeichnung der in Serbien zu verfolgenden Politik Oestreichs Es liegt im Interesse der oestreichischer Politik auf Serbien Einfluss zu üben und zu verhindern, dass keine andere Macht daselbst ausschliessenden Einfluss übe, denn : 1. Die oestreichischen Südslaven sind den Serben stammverwandt und zum Theile gleicher Religion; 2. Ist Serbien ein Grenzland Oestreichs und eins der reichsten Donaufürstenthümer; 3. Mit Serbien hat man den Schlüssel zu dem Inneren Türkey und alle türkischen Slaven horchen auf die Stimme Serbiens. Aus eben diesen Gründen resurirt auch russischer Einfluss gegen den oestreichischen in Serbien. Siegt russischer Einfluss über den oestreichischen, so muss in späterer Zeit eine etwaige Theilung der Türkei stets zu Gunsten Russlands ausfallen und es steht zu befürchten, dass Russland an die Ufer des adriatischen Meeres vordringt und Oestreich von Krakau bis nach Dulcingo umringt. Ich bin daher der festen Ueberzeugung, dass oestreichisches und russisches Interesse sich in Serbien entgegenstehe, obwohl im gegenwärtigen Augenblicke die beiderseitigen Cabinete im Einverständniss zu handeln scheinen, was aber wohl nur als eine vorübergehende Erscheinung zu betrachten seyn dürfte. Oestreich war bis 1839 mit England und Frankreich für den Fürsten Miloš; dagegen war es seitdem bis 1842 mit der Pforte, England und Frankreich gegen den Fürsten Michail, das heisst in beiden Fällen gegen Russland. Was mag Oestreich seit 1842 bestimmen, der russischen Politik in Serbien nicht mehr entgegen zu treten? Schont eben Russland das oestreichische Interesse in Serbien? Wir wussten hiefür keinen Beweis zu liefern, wohl aber Thatsachen anzuführen, die uns das Gegentheil zu erweisen scheinen. Russland schmeichelt den religiösen Vorurtheilen der Serben, und facht einen religiösen Fanatismus an, der zuletzt auch bei den oestreichischen Serben sich gegen alles katholische und deutsche wenden muss. Auf diesem Wege dürfte es Russland gelingen, auch Bulgarien und Bosnien in einen Kampf gegen alles muselmännische und oestreichische zu ziehen, ein Kampf, in welchem Russland nothwendiger Weise als oberster Leiter da stünde, nicht 423