ARHIVSKI VJESNIK 10. (ZAGREB, 1967.)

Strana - 29

Oberleutnant Appel gibt Folgendes an: Ich fuhr am 6. d. M. mit dem um 3 Uhr 30 Minuten nachmittags von Wien abgehenden Schnellzug nach Prag. In einem Coupé traf ich nebst noch zwei Offizieren auch einen Ange­hörigen der Marine (Gagist ohne Rangsklasse) an. Im Laufe der Zeit entspann sich ein Gespräch im Verlaufe dessen der Letztgenannte die Äusserung tat: Mein Urlaubsschein hätte eigentlich nich mehr von meinem früheren Kom­mandanten gefertigt werden sollen, dies käme nun schon dem Soldatenrat zu. Ueber diese Äusserung verblüfft, fragte ich den Sprecher wie er das eigentlich gemeint hätte. Dieser sagte daraufhin: »Bei uns, bei der Marine, ist ja die Revolution ausgebrochen«, worauf er diese Äusserung durch fol­gende Detaills ergänzte: Die Revolution ist um 1. Februar ausgebrochen, Matrosen sind an diesem Tage in die Offiziersmesse, eines in der Bocche gelegenen Ortes, eingedrungen und verlangten die Vorführung zum höchsten Kommandanten um diesem ihre Forderungen vorzubringen. Der Höchstanwesende, ein Linienschiffsleutnant, sagte, die Vorführung sei unmöglich worauf sich ein heftiger Disput entwickelt hätte, im Verlaufe dessen der Linienschiffsleutnant erschossen wurde 2 und die übrigen Offiziere sich ergeben hätten. Auch in die Wohnung des Marinekommandanten der Station sind die Matrosen eingedrungen, letzterer war gerade beim Mittagessen, und brachten ihm ihre Forderungen vor. Diese bewegten sich ganz in dem Programm der russischen Bolschewiki, vorerst verlangten sie Lohnerhöhung, Aufbesserung der Menage und eine bessere Behandlung seitens der Offiziere. Auch der Marinekommandant kapitulierte vor den Matrosen und wurde von diesen zur Herausgabe folgenden Befehls gezwungen: Kraft meiner bischerigen Befugnisse als Kommandant ernenne ich den Matrosen X. zum Kommdten des Schiffes und hat der bisherige Kommdt des Schiffes das Kommando des letzteren unverzüglich an den Matrosen X zu übergeben. Die Revolution verbreitete sich nun auf sämmtliche Schiffe und überal wurde die rote Revolutionsfahne aufgezogen. Schiffe, welche sich nicht ergeben wollten, wurden, durch die Drohung sofort versenkt zu werden, hiezu gezwungen. Auch Landbatterien haben sich der Revolution angeschlossen. Ich selbst war auf einem Stationsschiff, welches bei Castelnuovo verankert war, einge­teilt, der Kommdt dieses war ein Marineoffizier der Reserve. Dieser hielt kurz nach Ausbruch der Revolution an die Mannschaft eine Rede in welcher er den Deuten sagte, was sie bisnun getan hätten fasse er als eine Demonstration auf, doch wenn sie weiter gingen wäre dies Meuterei sie mögen daher bedenken welche Folgen dies nach sich ziehen könnte. Der Kommdt forderte nun den Aeltesten auf jeden Einzelnen der Mann­schaft zu befragen ob er Anhänger dieser revolutionären Bewegung sei, das Ergebnis dieser Befragung sei ihm zu melden. Nach Beendigung dieser Ansprache wurde dem Offizier seitens der Mann­schaft zugerufen: »Abtreten.« Der Erzähler bemerkte dann, er selbst sei nur durch einen Zufall davon­gekommen, da das Land bereits durch einen Kordon abgesperrt war und er im Auftrage seines Kommdten dessen Frau mit noch zwei weiteren Damen in das Hinterland zu begleiten hatte.

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