ARHIVSKI VJESNIK 1. (ZAGREB, 1958.)

Strana - 205

denfalls von aussen zugetragen, aber von der Mannschaft nur zum geringsten Teil ver­standen, denn die Einen schrien nach Frieden, die Andern nach besserer Kost und gleich darauf nach mehr Urlaub. Die Uneinigkeit der Ansichten geht auch aus den verschiedenartigen Forderun­gen hervor, die jeweils von Einigen zusammengestellt, später wieder geändert wurden. Unverkennbar ist hier wieder der tschechische Einfluss, denn der Haupträdels­führer, der erst am zweiten Tage an Bord erschienene Titular-Bootšmann RASCH ist Tscheche. Gerüchtweise verlautet, ein in Prag bestehendes Aktionskomitee sei in stän­diger Verbindung mit den hiesigen Tschechen gestanden. Während sich der grösste Teil der Italiener und viele Kroaten der von den Tschechen geleiteten Bewegung anschlös­sen, blieben die Deutschen und Ungarn, wenigstens auf »Sant Georg«, vollständig verlässlich und haben auch die unblutige Erstickung des Aufstandes bewirkt. Mit der Depesche an den Grafen KAROLY scheint insoferne Missbrauch getrieben worden zu sein, als sie nur auf tschechischen Einfluss zurückgeführt werden kann. (7) Dass die ursprünglich als verhältnismässig harmlose Demonstration gedachte Be­wegung in Meuterei ausartete ist einigen Rädelsführern zu zuschreiben, die sieh erst später offen zugesellten und die schon beruhigte Mannschaft auch der anderen Schiffe verhetzten und mit Drohungen einschüchterten, diese Rädelsführer waren aber am Lande und müssen verborgen geschürt haben. In der Verpflegsfrage habe ich schon früher verschiedene Schritte unternommen, um der Mannschaft Esswaren kauflich zugänglich zu machen. Durch die fürsorgliche Zuvorkommenheit Seiner Exzellenz des Kommandierenden Generals für BHD, ist es mir gelungen, ein gewisses monatliches Kontingent an Selchwaren, Obst und Käse zu erreichen, welches der Mannschaft in einer eigens dazu errichteten Verkaufsstelle zugänglich ist, doch sind die Mengen dieser Artikel sehr gering und die Preise sehr hoch. Die Marine muss z.B. Wurstwaren auf das dalmatinische Kontingent beziehen und mit 20 K pro kg bezahlen, während sie in Bosnien nur 8 K pro kg kosten. Tee, ein bei der Mannschaft sehr beliebtes Getränk, ist auf den Schiffen ausgegangen und nicht erhältlich, obwohl bei der hiesigen Intendanz grosse Mengen unbenutzt liegen sollen. (8) Durch Einführung billiger Normalpreise bei Esswaren für diese Mannschaftsver­kaufstelle, könnte ein Hauptgrund der mangelhaften Verpflegsmöglichkeit für die Ar­beiter beseitigt werden; wenn ihnen dann noch die Entlohnung für Überzeitarbeit und die Kriegsverpflegsration (K 5,10) statt des Schiffskostgeldes zugestanden würde — worum sie auch baten — hätten sie auch noch Gelegenheit, Ersparnisse zu machen und zu Gunsten ihrer Familien zu verwenden. Obwohl ich — wenigstens bis Mittag des 2./II. solange mit der Mannschaft ver­handelt werden konnte — den Eindruck behielt, dass die Schiffe auch jetzt noch ge­gen den Feind voll ihre Pflicht tun würden, halte ich diese an sich so traurige Bege­benheit für eine wohltuende Operation an einem kranken Körper, krank deshalb, weil z.B. auf S.M.S. »Sant Georg« Leute schon über 6 Jahre eingeschifft waren, die schon zu Kriegsbeginn für unverlässlich galten, schlecht beschrieben waren, aber mangels Ersatz — 205 —

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