K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 8. (Wien, 1911)

Kleinere Mitteilungen

Kleinere Mitteilungen.

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Stadt- und Gemeindearchive in Mähren.

Wie in den letztvergangenen 3 Jahren hat der Unterfertigte auch im Jahre 1907 die planmäßig durchzuführende Bereisung der mährischen Stadt- und Gemeindearchive fortgesetzt und diesmal die Orte Iglau, Triesch, Teltsch, Dat- schitz, Zlabings, Wiese, Budwitz, Jamnitz und Althart besucht.

Unsere Gemeindearchive sind dermalen wohl die Stiefkinder unseres ganzen Archivwesens. Die kirchlichen Kloster - und Pfarrarchive sind teils unter fachmännischer Leitung, oder zum mindesten sind die Pfarrer durch strenge Weisungen verpflichtet, ihre Archivalien vor jeder weiteren Schädigung zu hüten. Die Adelsarchive sind zwar Privatarchive im wahrsten Sinne des Wortes, auf die keine Obrigkeit eine Ingerenz hat, allein in der Regel — es gibt leider auch Ausnahmen — werden sie von ihren Besitzern wohl verwahrt und beschützt, sind zumeist in ziemlicher Ordnung, und nicht selten sind Lehrer oder Geistliche mit ihrer Beaufsichtigung und genaueren Katalogisierung betraut. Sie haben in den geräumigen Schlössern feuersichere und gute Verwahrung und sind somit vor Verschleppung, Zerstörung und ähnlichen Gefahren einigermaßen geschützt.

Die Gemeindearchive hängen — um mich populär auszudrücken — ganz in der Luft. Gewiß sind die Gemeinden seihst die rechtlichen Eigentümer und daher die Gemeindevorsteher und ihre Beamten für diesen Teil des Gemeindevermögens verantwortlich. Allein zumeist wird das arclii- valische Material als wertloser Ballast betrachtet und jedem Berechtigten und Unberechtigten die Einsicht gewährt, ja man ist froh, wenn sich irgend jemand in der Gemeinde findet, der vorgibt, dafür Interesse zu haben und sich damit beschäftigen zu wollen; er sucht sich dann gewöhnlich das relativ Wertvollste heraus, nimmt es nach Hause, angeblich um es zu bearbeiten, und auf diese Weise gehen die letzten Reste, die noch der Zahn der Zeit und die Sorglosigkeit, mit der man die Archivalien verwahrt hatte, verschonten, vollständig verloren.