K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 8. (Wien, 1911)

Fischer Karl R.: Gemeindegedenbücher

54 Karl K. Fischer. Über alle wichtigen Ereignisse, welche die Gemeinde betreifen, sind heutzutage entsprechende Akten vorhanden; wichtige Angelegenheften sind durch die Beratungen ge­gangen und die Protokolle der Gemeindevertretung, die Rechnungen usw. geben darüber genaue Auskunft. Solche und andere Ereignisse des Ortslebens werden überdies durch die Lokalpresse oder durch die Berichterstattung an größere Zeitungen mehr oder minder ausführlich behandelt und festgehalten. Man darf also ohneweiters annehmen, daß im großen und ganzen späterhin die Möglichkeit vorhanden sein wird, den Gang der Ortsgeschichte unserer Tage aus den eben genannten Quellen, wenn sie nicht durch unvorher­gesehene Schicksale vernichtet werden, aufhellen zu können. Kann man, wenn dies der Fall ist, auf Anlage und Führung von Gedenkbüchern Uber unsere Zeit dann nicht überhaupt verzichten ? Es unterliegt keinem Zweifel, daß die verständige und gewissenhafte Sammlung chronistischer Aufzeichnungen in Form von Gedenkbüchern nicht überholt und für die Zukunft von größtem Nutzen ist. Wenn auch die Akten über Gemeindeangelegenheiten Auskunft zu geben vermögen, so kann das Geschichtsmaterial doch nur auf dem Wege zeitraubender und mühevoller Durcharbeitung großer, zum Teil mehr oder minder belang­loser Bestände daraus gewonnen werden, wofür sich nicht leicht eine geeignete Kraft findet. Wer sich mit orts­geschichtlichen Forschungen befaßt, wird wissen, mit welchen Schwierigkeiten oft sichere Daten selbst aus den letzten Jahrzehnten in obiger Richtung beschafft werden können, während eine Gemeindechronik den strittigen Punkt sozu­sagen plötzlich zu klären vermöchte. Ihr Verhältnis zum Gemeindearchiv wäre wie das einer guten Biographie zum Lebenslaufe des Menschen, oder wie das einer General­stabskarte zur wirklichen Gegend. Auf der Karte kann man sich z. B. Uber Lage und Höhe eines Gebirges unterrichten, ohne sich der zeitraubenden Reise oder schwierigen Mes-

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