K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 8. (Wien, 1911)

Wilhelm Franz: Archivfürsorge Österreichs in Italien

48 Franz Wilhelm. wünschten Überblick aus einem Berichte des Erzherzogs- Vizekönig Rainer vom 3. August 1822. In dem Lokale von S. Fedele, dem sogenannten Generalarchive, war außer den Verwaltungsakten der letzten vier Jahrhunderte, welche ungefähr 60.000 Faszikel umfaßten, noch eine Reihe von Archiven der unter der französischen Regierung bestandenen Behörden untergebracht, und zwar die Archive der Ministe­rien für Kultus, des Innern und des öffentlichen Unter­richtes, der Segretaria di Stato, des Consiglio legislativo und des Consiglio dei titoli. Es bestanden ferner in der aufgehobenen Kirche S. Campoforo das Archiv des Kriegs­ministeriums, auf der Piazza dei Mercanti das Archiv des Justizministeriums, in der Canonica das Archiv des Aus­wärtigen Ministeriums, im ehemaligen Palaste des Senates das Archiv des Ministern del Tesoro, im Palazzo Marini das Archiv des Finanzministeriums, im Palazzo di Broletto das Archivio civico governativo, in S. Damiano das Archivio giudiziario und endlich im Gebäude der Finanzintendanz das Archiv des Religionsfonds. Der Gesamtumfang aller dieser kleineren Archive wird mit 52.000 Faszikeln an­gegeben. Alles in allem also ungefähr 2 Millionen Urkunden und 112.000 Faszikel Akten. Alle diese Archive, die sich zum Teile in guter Ord­nung befanden, harrten noch einer einheitlichen Organisa­tion. Unter der französischen Regierung hatte eine General­präfektur der Archive bestanden. Staatsrat Conte Bossi, der beim Einrücken der österreichischen Truppen diese Stelle bekleidete, wurde von Feldmarschall Grafen Bellegarde dieses Amtes enthoben und die Direktion des Archivs von S. Fedele und der davon abhängigen Archive wurde dem Gubernialsekretär Sambrunico anvertraut, der diese Stelle schon unter der früheren österreichischen Regierung inne­gehabt hatte. Der Tod Sambrunicos zu Beginn des Jahres 1819 brachte die Frage nach einheitlicher Organisierung der Archive in Mailand in Fluß. Auf Ersuchen des Guber- niums, die Stelle Sambrunicos besetzen zu dürfen, um dann

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