K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 6. (Wien, 1907)
Oswald Redlich: Das Archivwesen in Österreich
16 Oswald Redlich wollten, was doch auch da und dort in Bezug auf die Archive einzelner Körperschaften, einzelner Städte und Gemeinden, einzelner Familien geleistet worden ist. Neben den tiefen Schatten, welche von früheren Generationen überkommen sind oder durch die Pietätlosigkeit des jetzigen Geschlechtes verschuldet wurden, fänden wir auch da gar manche und sehr erfreuliche Lichtblicke. Mehrere der hervorragendsten Stifte, wie Kremsmünster, Göttweig, Heiligenkreuz und Zwettl sandten Mitglieder an das Institut für österreichische Geschichtsforschung, um sie für die Verwaltung von Archiv und Bibliothek ihres Klosters ausbilden zu lassen. Eine Reihe österreichischer Städte, wie Wien, Prag, Brünn, Olmütz, Innsbruck, Trient, Klagenfurt und andere haben ihren Archiven verdienstvolle Fürsorge angedeihen lassen. Hervorragende Adelsgeschlechter wie die Schwarzenberg und Liechtenstein sorgten schon von jeher für ihre reichen Archive, ihnen haben sich neuerlich manche andere wie die Wurmbrand, Trauttmansdorff, Harrach u. s. w. angeschlossen und Von dem Mitgliede eines alten Hauses erschien ein Büchlein „Uber Einrichtung und Ordnung von Familienarchiven“ J). II. So ist es denn zweifellos gar manches Gute und Erfreuliche, was wir über unser österreichisches Archivwesen und seine Fortschritte melden konnten. Gerade die Zusammenfassung dessen, was geschehen ist, mag wohl zeigen, daß es mehr ist als man vielleicht vermuten möchte. Allein sie muß uns andererseits auch lehren, was noch fehlt. Die Überschau zeigt uns, daß die Organisation des staatlichen Archiv wesens allerdings die ersten und dringendsten Aufgaben gelöst hat, daß sie aber gebieterisch eine Fortführung erheischt. Denn wenn wir mit Befriedigung konstatieren konnten, daß die Archive der meisten Zentralstellen und die staatlichen ProvinzialVerfaßt vom Grafen C(arl) M(ontjoye), Wien 1901. 4