Varsányi Péter István: Szerbek és magyarok között a Tisza mentén. Csernovics Péter politikai pályája - Dél-Alföldi évszázadok 4. (Békéscsaba - Szeged, 1988)

Péter Csernovits und seine politische Laufbahn

László Teleki geführten Emigrantengruppe. Auch vor dem 1861 stattfindenden Kongreß in Karlóca, dem sogenannten Blagoveštenski Sabor, versuchte er sich an ihnen — hinsichtlich zu befolgender Vorgangsweise — zu orientieren. Auf diesem Forum trat er eindeutig als Anhänger der ungarnfreundlichen Politik auf. Obwohl er 1848 nicht zur Gruppe der radika­len Politiker gehörte, bestand er trotzdem 1861 mit überraschender Konsequenz auf die Ideen und Andenken von 1848. Infolgedessen wurde er Anhänger der Ratschlußpartei und auch später war er bis zum Ende Gegner des Ausgleichs und in der diesem folgenden Zeit Mitglied der Opposition. Prüfstein für die Reife einer gegebenen Politik ist die Behandlung der Nationalitätenfrage. Das trifft auch für die Beurteilung der Laufbahn einer historischen Persönlichkeit zu. In der Frage der als Beruhigung vermuteten Lösung dieses Problems machte die Auffassung von Péter Csernovits eine grundlegende Veränderung durch. Noch 1848 ist er der Verkünder des Standpunktes der liberalen ungarischen Regierung: „Zu eurem Glauben und zu eurer Sprache geben wir euch noch das, was ihr bis jetzt nicht besessen habt, die Freiheit, und ihr werdet vollkommen glücklich sein" — schrieb er in einer seiner Proklamationen. In seinem Bewußtsein war er fest von dem Aufeinanderangewiesensein der Ungarn und Nichtungarn (in unserem Fall der Serben) sowie von der Notwendigkeit ihies friedlichen Zusammenlebens überzeugt. Für diese auf lange Zeit geplante Politik hätte er wohl auf der anderen Seite Verbündete gefunden (vor allem in Djordje Milutinovic und zeitweise in der Person Djordje Stratimirović), trotzdem wurde daraus nicht der dem blutigen Bürgerkrieg vorausgehende Zustand. All das ist ein Beitrag zu unserer Ansicht, daß die Ungarnserben und Ungarn gemeinsam eine friedliche Lösung hätten finden müssen. Unsere Arbeit strebt nach der Herausfindung der äußeren und inneren Kräfte, die diesen Bemühungen entgegenwirkten (die kaiserliche Regierung, die kaiserliche Militärführung, die Servianer usw.). 1861 war Csernovits bereits Bejaher einer den Nationalitäten entsprechenden Umorgani­sierung der Komitate. Damals hätte er sich nicht einmal vor dem Gedanken der Schaffung einer Wojewodschaft, die sich aus Komitaten mit serbischer Bevölkerung zusammensetzt, verschlossen. Das Prinzip der Integrität des Landes sowie dessen Aufrechterhaltung gibt er auch so nicht auf, aber ei ergänzt es unter Berücksichtigung und Befriedigung der recht­mäßigen Ansprüche der Nationalitäten mit dem Wunsch nach der Gewährleistung der Autonomie. Csernovits, die Gefahr einer zu allgemeinen Lösung sehend, drängte nicht auf die Verkündung eines gerechten Prinzipes, sondern auf die Beachtung jeder Nationalität als besonderes „Individuum" und auf die Befriedigung ihrer Ansprüche. Zu Ende seiner politischen Laufbahn, spürbar bereits auf den Parlamentssitzungen von 1869—72, wenden sich ein Teil der ungarischen Politiker und die Presse (z. B. Pesti Napló — das Pester Tage­blatt) von ihm ab bzw. gegen ihn. Abgestoßen von dem immer provokatorischer werdenden ungarischen Nationalismus näherte er sich dann der radikalen Strömung der serbischen Bewegung (Svetozar Miletić). Auf Personen solchen Typs passen die Termini „von der doppelten Nationalität" und vielleicht „von der doppelten Bindung", die Kategorie „Hungarus". In unserer Arbeit ging es uns nicht darum, die serbische Abstammung von Péter Csernovits abzustreiten. Unserer Meinung nach wird er gerade dadurch ein eigentümlicher Farbtupfer auf der Palette der ungarischen Politiker des 19. Jahrhunderts. Seine Tätigkeit als königlicher Kommissar im Jahre 1848, sein Wirken als Abgeordneter und seine literarische Betätigung können zu den fortschrittlichen Traditionen des Zusammenlebens von Ungarn und Serben gezählt werden. In unseren Augen verkörpert er ein solches Erbe, das sowohl unter damaligen als auch unter heutigen Verhältnissen Grundstein des Pfeilers einer verbindenden Brücke sein könnte.

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