Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1886

0 chen wir von einigen schlechten Eigenschaften der K i n d e r, sowie auch davon sprechen wollen, w i e w i r d e n s e 1- ben am besten entgentreten, oder wenn sie bereits vorhan­den, wir wir sie am besten saniren können. Solche Fehler sind: der Leichtsinn, die Nachlässigkeit, Reiz­barkeit,, WiederspRnstigke.it, der Trotz, die Selbstsucht, der Neid, die Vergeudung und Verschwendung, die Neigung zum Zorn, die Grossthuerei und Prahlerei, die Furchtsamkeit, die Naschhaftigkeit, die Neugierde und Zudringlichkeit und dergl. mehr. Leider erlaubt es uns der enge Raum nicht, von allen diesen ausführlich zu spre­chen und wir müssen uns darauf beschränken, unsere Rathschläge kurz zusammen zu fassen und blos die häufigsten und gewöhnlichsten Fälle anzufulnen. Vor Allem lernt, ihr Mütter, eure Kinder recht k e n n e n, dann werdet ihr sie vor vielem Uebel bewahren und euch das Erziehungswerk erleichtern. Lasset eure Kinder nie aus den Augen, beobachtet sie genau und habt wohl darauf Acht, welche Anlagen und Grundzüge des Charakters sich bei ihnen vorfinden. Wer sein Kind nicht kennt, der wejss auch nicht, ob Gutes oder Böses, ob 'l’ugenden oder Gebrechen in seinem Innern wohnen; der kann ez nicht erziehen. — Die genaue Beobachtung ist schon eine halbe Erziehung. Freilich ist dies viel schwerer, als es auf den ersten Blick scheint; denn die unermüdliche Beobachtung allein ist nicht genü­gend ; es gehört dazu vielmehr auch noch eine unbestechliche Urtheils- kraft. Die meisten Eltern sind nämlich gar sein' parteiisch in der Beurtheilung ihrer eigenen Kinder, halten dieselben für lebensfähiger, klüger und gutmütiger als andere und verschliessen gerne die Augen vor den Mängeln und Streichen derselben. Damit nun eure Be­obachtungen von Erfolg begleitet seien, leget vor allem euer Vor- urtheil ab und beobachtet eure Kinder zu verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Gelegenheiten; z. B. wenn sie allein sind und davon gar nichts ahnen, wenn sie mit ihren Geschwistern spielen, wenn sie sich in Gesellschaft anderer Kinder befinden; beobachtet sie in ihrer Arbeit, beim Essen, in ruhigem und aufgeregtem Zustande; unter­suchet, was sie am meisten freut und was sie am leichtesten kränkt und traurig stimmt, wozu sie die meiste Neigung haben, was sie am leichtesten zuwege bringen: ob sie gerne oder nur zögernd euren Befehlen gehorchen, oder ob sie vergesslich sind. Und dann fället nicht gleich nach der ersten Beobachtung euer Urtheil, sondern bauet dasselbe auf der Grundlage einer längeren Erfahrung

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