Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1885

Die leibliche Erziehung der Kinder mit besonderer Berücksichtigung des Mädchen-Turnens. Der Menscli besteht aus Leih und Seele. Beide sind bei dem neugebornen Kinde so schwach und entwickeln sich so lang­sam, wie sonst bei keinem einzigen irdischen Geschöpfe. Wie gross ist die Freude der Eltern, wenn das Kindlein anfängt, das Köpfchen zu heben, den Oberkörper aufzurichten oder sich gar auf die Beinchen zu stellen, was aber freilich erst nach vielem vergeblichen Versuchen gelingt. Aber noch weit grösser ist ihre Freude dann, wenn ihm das erste Wort entschlüpft. Indessen vergeht die Zeit gar rasch; das Kind vollendet das sechste Lebensjahr und tritt damit in einen neuen Zeit­abschnitt, in welchem die Ausbildung des Geistes beginnt. Zu bedauern ist dabei nur, dass die Eltern diese auch im Gesetze vorgeschriebene Zeit oft nicht erwarten können, sondern ihr Kind schon im Alter von fünf Jahren unterrichten lassen und demselben hiedurch einen in vielen Fällen ganz unsäglichen Schaden zufügen. Arme Kinder der Hauptstadt! Besonders aber ihr Mäd­chen! — — Ja ist denn aber ein solcher Ausruf des Bedauerns von meiner Seite auch gerechtfertigt ? Und werden nicht die Eltern verwundert dareinschauen, wenn sie hören, dass ein Lehrer, der sich ja zufolge seines Berufes mit dem Unterrichte der Kinder beschäftigt, in solcher Weise spricht ? Das wäre wohl möglich, allein ich bedauere ja die Kinder und namentlich die Mädchen der Hauptstadt nicht etwa deshalb, weil mit dem vollendeten sechsten Jahre der Unterricht und also die Ausbildung des Geistes bei ihnen beginnen und dann ohne Unterbrechung fortgesetzt werden muss, sondern weil viele Eltern ihre Kinder mit Gegenständen, die nicht zum regelmäs­sigen Unterricht gehören, als da sind: Musik, französische Sprache, Zeichnen u. dgl. so sehr überbürden, dass die Stunden des Tages ausschliesslich nur der Ausbildung des Geistes ge­widmet sind, während sie des Körpers ganz zu vergessen schei­l*

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