Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1883
12 die Menge der Unberufenen, welche für die "Jagend schreiben, sowie die schwere Masse des gefährlichen Mittelmäss'gen kennt, „das in seiner öden, dumpfen, beschränkten Weise das jugendliche Gemüth verödet und verdumpft“ ; oder „mit den seichten, unsäglich läppischen Inhalte durch Ueberreizung und Entner- vung so verderbend wirkt“ ! „Da giebt es unter zahllosen Formen und Namen: Kinder- almanache, Kinderzeitungen, Kinderjournale, Kindersammlun- gen, Kinderromane, Kinderdrama’s, Kindergespräche, Kinderpoesien und wie sonst der moralische Puppenkram all heissen mag, der alljährig für die lieben Kinder zu Markte gebracht wird. Der verdiente Beifall, — sagt Friedrich Gediehe schon vor hundert Jahren — den Campe, Weisze, Rochow, Salzmann fanden, lockte eine unabsehbare Schaar von Skriblern herbei, die wie hungrige Heuschrecken über das neue Feld herfielen. Jeder glaubte sich gut genug. Studenten und Kandi taten, deutsche und lateinische Schulhalter, angehende Erzieher und Nichterzieher, kurz alles, was Hände zum Schreiben oder auch nur zum Abschreiben hat, verfertigt Bücher für die liebe Jugend, und Väter und Mütter werden nicht müde, den Tand zu kaufen oder wohl gar zu brauchen !“ Obgleich wir nun heute in dieser Beziehung schon bedeutend besser daran sind und selbst so manche unserer hervorragendsten Schriftsteller und Künstler sich auch der Jugendliteratur annehmen, findet sich doch noch so manche Spreu unter dem Weizen, und man sei daher bestrebt, die köstlichen Perlen wohl von den gehaltlosen Schalen zu sondiren. — Zu Jugendschriften der letzteren Art sind auch diejenigen zu zählen, die nur geschrieben sind, um die lieben Kleinen zu amüsiren und ihnen die Zeit zu vertreiben. Die Zeit, ein so edles Gut, vertreiben wollen — sagt Kellner — ist überhaupt eine bare Thorheit und Kinder werden durch eine solche, blos amüsirende Lektüre nur des Geschmackes an ernster, fester Kost beraubt. Jede Kinderschrift soll sich das wichtige Ziel gesetzt haben, den Willen zu lenken, das Herz für’s Gute zu erwärmen und zugleich wahrhaft nützliche Kenntnisse oder Lebensregeln mit- zutheileu. Die Begebenheiten müssen daher auch einen Hintergrund haben, der weniger durch die armselige Kleinigkeitskrämerei der Kinderstube, als durch das frische, volle Leben gegeben ist. Kindergeschichten, moralische Erzählungen und dergleichen werden allerdings sehr gerne gelesen, oder besser gesagt „ver-