Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1882

5 pfen, sich gegen Magd und Mutter auflehnen, bis es den rothen Ballon erhält, deren dort der Wälschmann an der Strassenecke feilbietet. Die Mutter nimmt den Trotzkopf sogar noch in Schutz, — „ist er doch noch so klein“ und merkt es nicht, die Anne, dass ihr kleiner Sändorka schon ein grosser Herr ist, der ihr ganz gehörig befiehlt. — Oder wie oft hören wir nicht: „Gisa, leg die Seheere weg; hundertmal habe ich dir’s schon gesagt, nimm sie nicht zur Hand; aber du hörst nicht; du wirst damit so lange spielen, bis du dich schneidest, schnell, lege sie weg! „Aber Mutter, es wird mir nichts geschehen!“ „So höre doch. Messer, Gabeln, spitze Dinger — gehören nicht für kleine Kinder!“ „Gleich Mutter, nur ein wenig lass mich spielen! „Sofort leg die Seheere nieder, sonst bekommst du Schläge!“ Unser Gis’chen hört jedoch nicht und die Mutter V —die springt auf, holt aber nicht das Rohr, sondern entringt dem Mädchen die Seheere und versperrt sie in das Nähtischchen. Was ist hiebei tadelnswertli ? Erstens das wiederholte Verbieten, dann das Disputiren. dann das Dulden des Widerspruches, hierauf das Drohen und schliess­lich die Anwendung der Gewalt. Und was wäre das rechte Vor­gehen gewesen? Kurz verbieten, ein wenig warten und liegt die Seheere nicht zur Stelle, empfinde Gisi’s Hand ihres Köpfchens Willen. So gewöhne sie sich daran, aus eigenem Antriebe den Lieblingsgegenstand nicht anzurühren, wenn dies verboten ist; so lerne sie den Oppositionsgeist überwinden und freudig gehor­chen und ein solcher Gehorsam ist dann eine sittliche That. — Es ist leicht einzusehen, welche Ausdauer und Strenge es spä­ter von Seiten des Lehrers bedarf, einen solchen Burschen, der zu Hause Jung und Alt tyranisirte, zu jenem Gehorsam zu zwin­gen. den die Schule unbedingt fordern, das Kind unbedingt ler­nen muss. Darum, ihr Mütter, verbietet nichts, bevor ihr nicht fest entschlossen seid, das Verbotene unter keiner Bedingung zu gestatten und befehlet stets auch nur dann und das, was ihr befolgt sehen wollt und nöthigenfalls auch erfüllen lassen könnt; dann werdet ihr euch folgsamer und glücklicher Kinder erfreuen können; denn es gibt kein unzufriedeneres, unglücklicheres Ge­schöpf, als ein unfolgsames, verzärteltes und verzogenes Kind. Ein a n d eres E r z i e h u n g s p r i n z i p f o r d e r t die Berücksichtigung d e,r 0 r i g i n a 1 i t ä t und Individ u a- lität des Kindes. Die meisten Erzieher und Eltern glauben, nichts besseres thun zu können, als all' ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten, dass aus ihrem Zöglinge, dereinst ein tüch­tigen Gelehrten oder Kaufmann, eine vorzügliche Hausfrau oder

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