Bizalmas Értesítések 1926. január

1926-01-04 [1467]

Wien, 4.Január, /Ung.Tel.-Korr.-Bureau./ Die Stunde,wel­che die.hier weilenden zwei Mitglioder der französischen Untersuchungs­kommission "befragen wollte, jedoch von ihnen auf ihr Versprechen verwio­sen wurden, bis zum Abschluss der Affaere ihre Wahrnehmungen geheim zu haltén, erfaehrt von informierter Soite, dass Jankovich "bei der Polizei ausgesagt habe, er habé alle 'seine Weisungen von dem Chef der Kartogra­phiechen Sektion im ungarischen Kriogsministerium, einem Generalstabs­obersten erhalten, dessen Festnahme jcdoch der Polizeichef Nádosy ab­lehnte. Inzwischen sei der Oberst vorschwunden. Die französischen Untersuchungsorgane haetten sich geaeus­sert, sie könnten interessante, ja 3ensationelle Diage mitteilen, wenn sie sich gegenüber den ungarischen Behörden nicht znr Verschwiegenheit verpflichtet haetten. Der Abend schreibt, das3 Nádosy und Csáky nach Mailand gefah­ren sind, wo sich auch Ulain und Sckhardt aufhaelt. Dcrthin habe sich auch ein Mitglied der französischen Untersuchungskonmission bégében. Der Korrespondent der Wiener Allgemeinen Zeitung hatte Ge­legenheity in Budapest mit den oppositionellen Abgeordneten naoh ihrem heutigen Smpfange bei Bethlen zu sprechen und sie erklaerten einstimmig, dass die Energie, womit die Regierung die Affaere verfolge und womit die Untersuchung geführt wird, die Einberufung des parlaments vor dem festgesetzten Termin nicht notwendig macht. Die Abgeordneten sprachen nach dem Bericht mit voller Anerkennung von den Mitteilungen ; welche Bethlen ihnen heute vormittag machte und erklaerten, sie haetten allén­' Grund anzunehmen, dass auf Grund der Mitteilungen Bethlens in den aller­naechsten Tagén solche Verfügungen zu erwarten seien, die im Standé sein werden, nicht nur die öffentliche Meinung Ungarns,sondern die ganz Európa'3 zu beruhigen. Die Neue Freie Presse, da3 Neue Wiener Tagblatt und die Stunde besprechen die Affaere in ihren Leitartikeln und verlangen volle Aufklaerung der Angelegenheit im Interessé Ungarns selbst. Die Arbeiterzeitung schreibt; Die Affaere entwickelt sich. allmaehlich zu einer Krise des ganzon ungarischen Regierungssystems, die zu meistern Bethlen alle seine Künste aufbietet, von denen aber nicht mit Sicherheit anzunehmen ist, ob sie dieser Aufgabe gewachsen sein werden. Seit Budaörs und den Enthüllungen Boniczkys hatte Ungarn keine so schwe­re Krise durchzumachen, wie die heute im Anzug ist. Ob es sich um eine . endgültige Sache hand^lt oder- ob die Krise vor Allém ihre politisehen Nachwirkungen habén wird, steht noch dahin. In einem Lande , in dem das Staatsoberhaupt unter der Anklage Boniczkys weiter seine Punktionen aus­üben und den Zeugen als den Verbrecher in Kerker werfen kann, ist alles möglich. Aber die Krise ist heute darum für die jetzige Herrschaft gefaehr­licher, weil sie keinen Menschen, sondem das Geld eines fremden Staates umbringen wollte und weil sie sich 3ls keine rein ungarische Angelegenheit entwickeln kann, sondera unter der Kontrolié der französischen Diploma­tie steht. Nádosy's Abgang ist das bedeutendste Ereignis, aber die Schat­ten beginnen sich nun auch auf Bethlen'3 Umgebunej^ Das_ Blatt nennt in diesem Zusammenhange den Grafen Teleki. (nexaBz\ise; ^BnT) Von der Ver­haftung Windischgraetz* weiss das Blatt noch nichts.(n#> Die deutschnationalen Wiener Neuesten Nachrichten schreiben unter dem Titel "Der Liebling von Genf«: Die Tatsache, dass Ungarn durch die Aufdeckung der Affaere eine schwere moralische Einbusse erlitten hat, ist unbestreitbar. Das Blatt verwei3t diesbezüglich auf die Erklaerun­gen Apponyi's, der wisse ; um was es sich in Ungarn dabei handlé, Es * J?Jl ist begreiflich, dass die Angelegenheit die Möglichkeiten ernster poli­tischer Wendungen in sich schliesst im Inneni: und nach Aussen.

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