Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1872
10 der Walachei erobert hatte, erhielt derselbe in einem im Jahre 1222 vom Könige ansgestellten Freiheitsbriefe den ganzen Strich Landes von den Quellen der Bnrzen bis zur Donau. Durch Berufung zahlreicher deutscher Ansiedler in das sich immer mehr erweiternde Gebiet legten die deutschen Ritter den Grund zur Kultur und Wohlfahrt des Burzenlandes. Von der Größe und dem Umfange der Rechte und Freiheiten, welche Ansiedlern in fremdem Lande gewährt werden, hängt das Gedeihen und die Blüthe ihrer Colcnie ab. Dafür hatte König Andreas mit weiser Rücksicht auf die Wohlfahrt bed Landes gesorgt, indem er gleich anfangs die deutschen Ritter mit Rechten ausstattete, welche die rasche und gedeihliche Entwickelung der Pflanzung beförderten. In dem im Jahre 1211 ausgestellten Freibriefe schenkte der König den Rittern die Hälfte des Goldes und Silbers, das sich im Lande finden würde. Er gewährte dem Orden freie Marktgerechtigkeit, gestattete ihm das Erbauen hölzerner Burgen und Städte und sprach denselben von der Bewirthung des Woiwoden los. Außerdem blieben die Ritter frei von jeder Steuer, standen unmittelbar unter der Gerichtsbarkeit des Königs und erhielten das Recht, sich selbst den Richter zu wählen, unter dem sie stehen wollten. Dagegen blieb der König Eigenthümer des Landes, oberster Richter und Oberlehnsherr der Ritter, welche ausdrücklich als Grenzwächter, als Schirmer und Hüter des Reiches in's Land berufen wurden. Sie waren Lehensleute des Königs und besaßen das Burzenland nicht als volles, unbeschränktes Eigenthum, sondern als immerwährendes Lehen der ungarischen Krone. Das Recht, Münzen zu prägen, sollte allein dem Könige zustehen, dem auch die andere Hälfte des gewonnenen Goldes und Silbers zufiel. In dem folgenden Jahre 1212 befreite sie der König in einem neuen Freibriefe von der Plackerei des Münzwechsels*) und dem Eintritte der königlichen Geldwechsler in das Ordensgebiet, indem er dieses Geschäft dem Hochmeister übertrug. Dies that er, wie die Urkunde sagt: „weil die Ritter sich an der dortigen Grenze als eine neue Pflanzung befinden unv indem sie die fortdauernden Angriffe der Kumanen aushalten, sich nicht scheuen, als eine feste Vormauer für *) Der Münzwechsel entstand durch eine neue Art von Münzen, durch die Bracteaten (Dlechmünzen, Hohlmünzen, Pfennige), welche zwischen lll'O und 1300 allgemein im Umlaufe waren. Dies waren kleine Münzstückchen, zwar von Silber, aber so dünn, daß sie fortgeblasen und zwischen den Fingern zerrieben werden konnten, weshalb man sie in steifen Beuteln oder Horner» bei sich trug. Sie verloren durchs Abreiben an Werth und mußten dann außer Umlauf gesetzt und umgeschmolzcn werden. Durch das Umschmelze» erwuchsen aber dem Staate Ausgaben, die er durch ein Aufgeld, das er beim Einwechseln verlangte, zu decken suchte. Diese Abgabe wurde aber bald für den Staat eine reiche Einnahmsquellc, indem er auch die nicht abgenützten Münzen einmechselte, den UmwechselungStermin unverhältnißmäßig verkürzte, das Auf' geld erhöhte, das Geschäft des UmwechsclnS eigens dazu ausgestellten Beamten übertrug, (die sich dabei selbst bereicherten) oder die ganze Manipulation zu hohen Preisen gewöhnlich an Juden verpachtete. So ward ans der sonst gerechten Abgabe eine drückende Plackerei, eine allgemeine Landplage.