Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1870
8 Nachdem er den kaiserlichen Paß erhalten, trat er mit seinen Kameraden die Weiterreise nach Prag an. Am 21. September hatten sie ihr Nachtquartier in Stockerau, am 22. überschritten sie die mährische Grenze bei Knadlersdorf. Die Gegend von Znaim fanden sie „siebenbürgisch-schön", sie erinnerte sie lebhaft an die verlassene Heimat, welche auch den Gegenstand ihrer Reiseunterhaltung bildete. Als sie Abends in Znaim einkehrten und sich zur Ruhe begaben, floh der Schlaf lange Zeit Kleins Lager. Die Erinnerung an die Heimat durch das eben geführte Gespräch mächtig erweckt, verscheuchte den Schlaf von seinen Augen und hundert liebliche Bilder zogen an seiner Seele vorüber. Er griff zu Stift und Papier und gab seiner poetischen Stimmung in folgender „Phantasie" Ausdruck: Der Muse Freundin, reizende Phantasie, Die du im stillen/ freundlichen Haine wallst — O, nahe dich mit deinen holden Lächelnden Bildern von meiner Heimat. Die du so gern dem Kummer in seine Nacht Ein Frühlingslächeln seliger Hoffnung gießt Und ihm aus grauer Ferne freundlich i Segnende Morgen und Abende zeigest, Ich flehe dich um Frieden für meinen Gram, O Göttin, um süßer Erinnerung Lnst! Nmschwärme mit den schönen Bildern Die Seele, die dich um dies Kleinod fleht. Wenn auch vielleicht von keinem hohen poetischen Werthe, gewähren uns diese wenigen Verse doch einen tiefen Blick in die Gefühlswelt, welche die jugendliche Brust bewegte, und die, was wir gleich hier bemerken wollen, mit den steigenden Jahren nichts an ihrer Intensität verlor, sondern als ein beneidens- werther, kostbarer Schatz von ihm in das spätere practische Leben glücklich hinübergerettet wurde. Von Znaim ging die Reise weiter über Budowitz, Markstein, Jglau, Deutschbrod, Königsau, Kollin, wo die historischen Reminiscenzen an die Niederlage Friedrichs II. Klein beschäftigten, nach Prag, wo sie am 25. September anlangten. Die Stadt machte auf sie keinen sonderlichen Eindruck, nur das schöne Gebäude, welches General Melas bewohnte, war für sie insoweit von Interesse, als es eben die Wohnung ihres berühmten Landsmannes war. lieber Doxan, Schirzovitz, wo sie noch einmal „nach Siebenbürger Manier am 27. September die Gläser anschlugen und für 55 kr. siebenbürgisch tranken und das Lied: Bruder auf dein Wohlergeh'n, sangen", fuhren sie über Lobositz, Aussig, Peterwalde und Gieshübel nach Dresden, wo sie den 28. September ankamen. Die herrliche Gegend des nördlichen Böhmens befriedigte unsere