Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1870
15 / zuweilen bis in's Ekelhafte reichende Kriecherei dauernder und sicherer erreichen konnte, als durch eine manchmal höchst unbequeme Gelehrsamkeit. Wie das Patronat und die Commnnität in dieser Beziehung dachten, beweist die Besetzung der Stadtpredigerstelle in Bistritz vom Jahre 1815 zur Genüge. Es wurden hiefür Johann Göth, der'älteste Prediger und I. T. Klein candidirt, gewählt wurde Göth, von dem es bekannt war, daß er ein Baccho nimium indulgens et exiguae eruditionis homo war. Sapientiae singularis aeternum monumentum, ruft Klein aus. Den Uebelstand einer ungenügenden wissenschaftlichen Ausbildung und den Mangel eines regen geistigen Strebens unter den Lehrern hatte Klein zu seinem Kummer längst empfunden, aber trotz aller Aufmunterung und Anregung war es ihm nicht gelungen das Uebel mit der Wurzel zu entfernen. Es fehlte eben, wenn auch vielleicht nicht bei Allen, einerseits der innere Drang und andrerseits die äußere Nothwendigkeit. Da erschien im Jahre 1810 die Verordnung, daß künftighin kein Candidat eine Professur bekleiden dürfe, bevor er sich nicht einer Prüfung unterzogen habe. Wer war froher als Klein? Seine Freude wurde aber bald getrübt, als er sah, wie das Gesetz ausgeführt wurde. Die Prüfung wurde nur eine Scheinprüsung, es war Sand in die Augen und sank bald zum Kinderspott herunter. Im Jahre 1810 traf Klein auch eine Einrichtung an der Schule, welche auch jetzt noch fortbesteht, obwohl die Wenigsten wissen, wer der Urheber derselben gewesen ist, ich meine die Charfreitagsfeier. In Hermannstadt, wo Klein seine Gymnasialjahre zugebracht hatte, hatte er diese Feier zuerst kennen gelernt und da sie einen sehr günstigen Eindruck auf ihn gemacht hatte, beschloß er sie auch in Bistritz einzuführen. Am Charsreitag des Jahres 1810 versammelten sich Lehrer und Schüler im großen Hörsaale des Gymnasiums. Es wurde zuerst eine Elegie, welche Klem eigens zu diesem Zwecke gedichtet hatte und die von dem damaligen Cantor Johann Czikelius in Musik gesetzt worden war, vorgetragen. Hierauf trug ein Student ein aus die Feier des Tages Bezug nehmendes Gedicht, ein anderer eine Rede vor. Die Sache fand solchen Anklang, daß sich int nächsten Jahre zahlreiche Zuhörer aus der Stadt einsandeti, die sich im Laufe der Zeit immer mehr vergrößerten, so daß das Auditorium die Menge nicht mehr zu fassen vermochte und die Feier in die Kirche verlegt werden mußte, wo sie auch jetzt noch gehalten wird. Klein liebte Musik und Gesang und war beider in hohem Grade kundig. Seine Studenten zur Pflege dieser Künste, deren veredelnden Einfluß auf Geist und Gemüth keiner mehr zu würdigen wußte als er, anzuhalten, war seine eifrigste Sorge. Zu diesem Behufe stellte er aus den begabtesten Schülern eine Studentenkapelle zusammen, welche unter seiner speciellen Aufsicht bald solche. Fortschritte machte, daß sie sich öffentlich hören lassen konnte. Die .Zuhörerschaft war über die Leistungen der jungen Kapelle so erfreut, daß sie