Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1864

57 Und hier stehe ich am Schlüße meiner Studie. So weit mir möglich habe ich das Sein und Leben im Nösner Gau zu erfassen, in Wort und Zahl wieder­zugeben und die wirkenden Ursachen zu finden gesucht. Die meisten Folgerungen habe ich nicht gezogen, meine Ansichten über Wirthschaft und Fortbildung der­selben nicht ausgesprochen, und zwar aus Absicht. Ich weiß nämlich, daß 'es lange Zeit braucht um von der Kenntniß der Zustände aus, zur Erkenntniß dessen was noth thut zu gelangen und noch längere bis das Erkannte auch gewollt wird' daß aber ausgesprochene, nicht gerade gangbare Ansichten leicht auch gegen die Kenntnißnahme von Thatsachen stimmen können. Möge daher jeder sein Urtheil selber finden. I Nur etwas erlaube ich mir am Schlüße zu bemerken. Ich halte die Sachsen in Siebenbürgen, also auch im Nösner Gau für die Pioniere der westlichen, besonders der deutschen Kultur, glaube aber, daß sie seit der Abschlteß. ung in einen abgesonderten kleinen Staat im Staate diesem ihrem Berufe untreu geworden sind. Mir ist daher eine mögliche Lösung des alten Verbandes kein Schreckniß; das Sachsenland kann verloren gehen, aber der deutsche Geist im Sachsen kann sich das ganze Land erobern. Nur muß die bisherige unnütze Defensive aufgegeben und vor allem zur wirthschaftlichen Eroberung geschritten werden, so lang Ungarn und Walachen dieselbe noch weder verhindern mögen noch können. Jeder Unternehmer muß aber die materiellen und geistigen Kräfte, über welche er verfügen kann genau kennen, und zu dieser Kenntniß beizutragen habe ich in einem kleineren Kreise versucht. Zufrieden wäre ich. wenn ich mit diesem Versuch auch nur ein kleines Steinchen zum Baue der Zukunft geliefert hätte.

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