Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1864
39 meist nur Pflaumen- und Lagerbranntwein für den Hausgebrauch ungefähr 200 österreichische Eimer. Die zwei in Bistritz thätigen Wcingeistfabriken liefern im Mittel etwa ,3000 Eimer 36grädigen Weingeist. Bier wird nur in kleiner Menge erzeugt, bis zum Jahr 1864 nicht ganz 1000 Eimer im Jahre. Das Getreide, Mais, Roggen, Hafer, Gerste wird nur zum Theil aus dem Gau bezogen, zum Absatzgebiet kann man auch einen großen Theil der früheren Militärgrenze und der anliegenden Komitate rechnen, doch machen die Brennereien in Reen. Vásárhely, besonders aber in der Bukowina in manchen Jahren kaum zu bewältigende Konkurrenz. Die anderen Gewerbe mit geringer Meisterzahl und Ausdehnung des Geschäftes glaube ich übergehen zu können. Noch unentwickelter und von kleinerem Umfang als die Gewerbe, sind Handel und Verkehr; so, daß die Nachrichten von der einstigen Bedeutung des Bistritzer Handels, wie Mährchen aus Tausend und eine Nacht klingen. Kein Wunder! Die großen Verkehrsstraßen treffen nicht einmal das Land, nicht noch den Nösner Gau; und in einem ungeheuren (S^nete ringsum, in der Bukowina, Moldau. Siebenbürgen selbst und östliche^ Ungarn, wohnen in erdrückender Mehrzahl Leute, die nur eben der Leibeigenschaft entwachsen, oder noch im Joche derselben, kein höheres Bedürfniß kennen als Essen und Trinken, höchstens noch einige Kleidungsstücke, welche sie nicht selbst verfertigen können. Wie soll da von größerem Verkehr die Rede sein? Und in der That beschränkt sich, außer dem früher erwähnten Viehhandel und den Marktfahrten der Handwerker, der ganze Handel beinahe nur auf die Einfuhr der im Gaue gang und gäben Bedürfnisse. Die jährlich sich wiederholenden Jahrmärkte, schließen sich auf das engste dem Viehhandel an. Beweis dafür, daß die Kaufbuden, deren Zahl sich auf 200 bis 400 beläuft, ohne Käufer stehen, wenn der Viehmarkt schlecht ausgefallen ist. — Nur Lammfelle sind ein reiner Ausfuhrartikel. Etwa 10000, aus der Umgebung aufgekaufte, meist schwarze Felle werden, 4000 Stück direkt nach Deutschland versandt, die andern dagegen von Armeniern für die ungrischen Märkte verladen. Der eigentliche Handelsstand, durch 16 Kaufleute vertreten, — Eisen- Schnittwaarenhändler u. s. w. — befassen sich ausschließlich mit dem Kleinverkauf der von auswärts bezogenen Waaren. Im Jahr mögen von Schnitt- Waaren 600 Eentner im Werth von 140.000 fl., dann von Eisen-, Nürn- berger-, Colonialwaaren u. s. w. 5400 Eentner im Werth von 160.000 fl. von auswärts bezogen und im Gau abgesetzt werden. Starke Konkurrenz machen die an den Jahrmärkten zureisenden fremden Handelsleute, durchgängig Armenier und Juden.