Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1862

22 auf die Schule unermeßliche Folgen gehabt, weil sie ein neues bildende- Element in dieselben eingeführt haben. Ihr Werth steht also in einem um so erhabenem Lichte vor unfern Augen, je mehr vernachlässigt jenes Element bis auf ihre Zeit war. Daß aber dieses der Fall war, wird wohl Niemand läugnen können. Ist aber der Einfluß derselben aus Fortbildung und Entwicklung der Schulen Deutschlands von so hoher Bedeutung, so ist ihre Einwirk­ung nicht weniger bedeutend und in nicht geringerem Maße sortbildend auf die Schulen des siebenbürgischen Sachsenlandes. Daß in unseren sächsischen Ortschaften schon lange vor der Refor- mation Schulen bestanden haben, ist eine allgemein bekannte Thatsache. „Für den sächsischen Landmann, der freilich aus dem Sachsenboden von jeher frei war, gab es auch, außer der Kirche, eine Unterrichtsstätte" *). Und dieser freie Sachse war ja eben darum gerufen und von den un­garischen Königen mit der hohen Aufgabe betraut worden, Kultur und Gesittung zu bringen in das unwirthbare Land „jenseits des Waldes". So wie in dem deutschen Mutterlande mag es auch hier die Aufgabe be­sonders der Geistlichkeit gewesen sein, die von den Vätern überkommene Bildung im Volke zu hegen und zu pflegen. Es läßt sich nun leicht ein- sehen, daß diese Schulen nur dann in gutem Zustande sich befinden kön­nen, wenn die Lehrer, in diesem Falle also die Geistlichen, eine zum schweren Werke gehörige.Bildung besitzen. In dem Maße, als sie dieselbe nicht besitzen, wird auch der Zustand der Schulen ein sehr vernachlässigter sein. Denn je weniger Bildung der Lehrer besitzt, um so geringer werden die Kenntnisse und das Wissen der Schüler. Und vor der Reformation war dieser Fall eingetreten. Gibt es doch Geistliche, welche nicht lesen, viel weniger aber schreiben können. Jener Pfarrer zu Schirkanyen**), Pau­lus, mag wohl nicht ein vereinzeltes Beispiel der eingerissencn Unwissen­heit gewesen sein. Die Klagen des großen „Apostels der Ungarn", Hon- terus, über den Verfall der Schulen int Sachsenlande sind zu schwer, als daß das Uebel nicht allgemein verbreitet gewesen wäre. Wenn wir auch unter der sächsischen Geistlichkeit in dieser Zeit sehr häufig Doktoren und Magister der freien Künste finden, so waren diese wackeren Männer doch nicht im Stande, dem eingerissenen Uebel zu steuern, den Zustand der Schulen zu heben und zu fördern. Denn mit einzelnen Versuchen war *) deutsch, Geschichte des Schäßbnrger- Gymnasiums. Schulprogramm f. 185 £. S. 3. **J ®- D. Teutsch. Geschichte der Siebenbürgen Sachsen, III.,- S. 264.

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