Urbs - Magyar várostörténeti évkönyv 7. (Budapest, 2012)
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Resümee KATALIN SZENDE Städteforschung und Residenzenforschung. Europäischer Überblick und ungarische Ergebnisse Mein Beitrag gibt einen Überblick über die Entwicklung der Residenzenforschung als selbständigem Forschungsschwerpunkt und über seine Beziehung zur Stadtgeschichtsforschung. Seit Mitte der 1980er Jahre fand dieser Schwerpunkt, der die Historiografie durch neue Fragestellungen in Verbindung mit der Rolle der Höfe befruchtet und zwischen Politik-, Siedlungs- und Gesellschaftsgeschichte anzusiedeln ist, frühzeitig Aufnahme im Kreise der ungarischen Historiker, Archäologen und Kunsthistoriker. Wenn wir an die „Ofener Diskussion” denken, die zwischen den 1950er und 1980er Jahren stattfand und die Beziehung zwischen Königssitz und Hauptstadt unter mehreren Gesichtspunkten analysierte, dann können wir die Feststellung treffen, dass die Residenzenforschung bereits vor der Begriffsentstehung und vor der Entwicklung der zu ihr gehörenden organisatorischen Rahmenbedingungen (Kommission und Publikationsreihe) zahlreiche aktive Vertreter in Ungarn gefunden hatte. Unter diesen sind die Namen von Erik Fügedi, László Gerevich, András Kubinyi und László Zolnay hervorzuheben. Die Residenzenforschung richtet ihre Aufmerksamkeit, wie es die im Rahmen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen tätige Residenzen-Kommission definierte, in erster Linie auf die Herrscher- und Adelssitze, die sich auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches befanden, auf deren Gebäude sowie auf die in diesen ansässigen Höfe und ihre Kultur in derZeit zwischen 1200 und 1800. Die Zergliederung des Reiches sowie seine aus zahlreichen kirchlichen und weltlichen Fürstentümern bestehende Struktur begründen die Fragestellung und machen sie zugleich spannend. In der angelsächsischen Forschung wurde das Interesse der Historiker und Archäologen - mit einer etwas anderen Betonung - durch die Untersuchung der Machtpräsenz und der räumlichen Erscheinungsformen der Herrscher- und Adelssitze geweckt. Die Erforschung der Fürstensitze und der Hofgesellschaft steht selbstverständlich auch in engem Zusammenhang mit der Untersuchung der städtischen Ansitze von Höfen , deren Gründung und Entwicklung Dieser Gesichtspunkt erhält auch im neuen, 2011 publizierten Forschungsprogramm der Residenzen-Kommission einen besonderen Stellenwert. Angefangen von morphologischen und topografischen Gesichtspunkten über die Analyse der gesellschaftlichen Gruppen, die die Nähe des Hofes suchten oder diesem zu Diensten standen, bis zur Aufdeckung der Konflikte zwischen Fürstenmacht und lokaler Autonomie machte die Anwendung des Instrumentariums der Residenzenforschung neuartige Annäherungsweisen möglich, die zahlreiche, auch vom Gesichtspunkt der Stadtgeschichte her wichtige Fragestellungen beinhalten. URBS. MAGYAR VÁROSTÖRTÉNETI ÉVKÖNYV VII. 2012. 603-626. p.