Urbs - Magyar várostörténeti évkönyv 5. (Budapest, 2010)

Recenziók

Resümee 543 der autoritär-konservativen Verhaltensnormen sowie mit den Bedürfnissen und Auswirkungen der Konsumgesellschaft und mit dem Wandel des Verhältnisses zur Sexualität zusammenhingen. ESZTER ZSÓFIA TÓTH Die Geschichte von Ágnes und Ilona - Säuglingsmord einer eingewanderten und einer pendelnden Arbeiterfrau in der Hauptstadt in den 1970er Jahren „Die T’s leben seit 25 Jahren in Budapest, im Herzen einer sich dynamisch entwickelnden, von neuen Ideen erfüllten Hauptstadt. Äußerlich sind sie so, wie alle Pester Frauen. Sie trugen modern geschnittene Kleider und Schuhe mit hohen Ansätzen - im Inneren aber, in ihrer Seele, verbargen sich tausend Jahre alte Vorurteile. In einem dunklen kleinen Dorf am Ende der Welt „entledigten” sie sich irgendwann einmal ihres Kindes, als Schande auf sie fiel.” Ein im Jahre 1965 in der Zeitschrift Nők Lapja (Zeitschrift der Frauen) erschienener Artikel mit dem Titel „Sie wissen es nur noch nicht” und eine sehr ähnliche Schrift aus dem Jahre 1985 schilderte so diejenigen Mütter, die einen Säuglingsmord begangen hatten. Beide wurden als Beispiel für Frauen angeführt, die sich, obwohl sie äußerlich moderne großstädtische Frauen waren, bei der Geburt ihrer Kinder so verhielten, als ob sie ungebildete Barbarinnen wären. Die Heldin des Artikels von 1985, eine „moderne Arbeiterfrau”, war Mitglied der Frauenfußballmannschaft der Fabrik. Als sie schwanger wurde, griff sie allerdings - so der Journalist - nicht auf die Möglichkeiten des Mutterschutzes, die der sozialistische Staat ihr zusicherte, zurück. Sie hatte vergessen, Verhütungstabletten zu nehmen und wurde von ihrem 13 Jahre älteren, verheirateten Liebhaber schwanger. Ihr Kind trug sie heimlich aus und kaufte auch keine Babysachen. Ihr Kind brachte sie, „obwohl sie kein von der Herrschaft vertriebenes Dienstmädchen war”, auf der Toilette zur Welt und vergrub es dann im Garten ihrer Eltern auf dem Lande unter einem Apfelbaum. Die Mütter, die einen Kindsmord begangen hatten, dienten im offiziellen Diskurs also auch als ein Beispiel, um das als „modern” angesehene großstädtische Leben dem als „zurückgeblieben” betrachteten Landleben gegenüberzustellen.

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