Urbs - Magyar várostörténeti évkönyv 1. (Budapest, 2006)
Resümee
verloren ihre im ungarischen Städtenetz einst führende Rolle. Hinzu kam außerdem die Stärkung der gutsherrlichen Macht des Königs, was dazu führte, dass sich die Unterschiede zwischen den beiden Städtegruppen auf dem Gebiet der Autonomie nivellierten. Die königlichen Freistädte dienten aber auf zwei Gebieten als Modell für die gutsherrlichen Städte. Auf der einen Seite waren sie der Maßstab in Hinsicht auf die Ausgestaltung der Verwaltungsorganisation. Die modellbildende Rolle der Städte, die sie auf dem Gebiet der Erschaffung von - Bildung und Wissenschaft fördernden, im Gemeindeleben vom Dorf abweichenden - kulturellen Zentren spielten, ist vielleicht noch wichtiger. Trotz aller Veränderungen bewahrten die Städte ihre Vorreiterrolle auf kulturellem Gebiet. Auch die Märkte versuchten weiterhin, den Rang einer königlichen Freistadt zu erwerben und nahmen auch die damit verbundenen hohen finanziellen Lasten auf sich, weil dies die einzige Möglichkeit war sich von der Herrschaft des Gutsherrn und des Komitates zu lösen. Ihre Bewohner durften sich zwar Bürger nennen, allerdings war dies nur innerhalb der Gemeinde von Bedeutung, während sie nach außen als Untertanen des Gutsherrn, als Hörige, galten, auch wenn sie die freieste Gruppe der Leibeigen bildeten. Die Begriffe civitas und Freiheit waren auch während des Untersuchungszeitraums noch eng miteinander verflochten. Um diese vollkommeneren Freiheit zu erreichen, versuchten die Märkte das Stadtrecht zu erwerben. Das Prestige, das von diesem Recht noch lange verbunden war, hatten einige Oppidae dem Zerfall der ständischen Gesellschaft zu verdanken. ISTVÁN OROSZ Die Wirtschaft der königlichen Freistädte und der Märkte im 18. und 19. Jahrhundert Der Aufsatz untersucht die Wirtschaft, genauer gesagt - dem Charakter des untersuchten Gebietes entsprechend - die landwirtschaftliche Produktion der Bewohner der civitates und oppida der großen ungarischen Tiefebene im 18. und 19. Jahrhundert. Den Ausgangspunkt der Analyse bilden zwei königliche Freistädte, Debrecen (Debrezin) und Szeged, und drei Märkte, Hajdúnánás, Berettyóújfalu und Mezőberény, aus deren vergleichende Untersuchung Schlüsse gezogen werden können, die für die königlichen Freistädte und Märkte der gesamten Tiefebene gültig sind. In der analysierten Periode war für beide Siedlungstypen eine breite Grenze charakteristisch, was natürlich auch ihre Wirtschaft bestimmte. Die Ordnung der Wirtschaft - die grundsätzlich auf Tierhaltung und nicht auf Getreideproduktion beruhte wurde nicht von der Landes- oder Grundherrschaft reguliert, sondern von der städti-