Urbs - Magyar várostörténeti évkönyv 1. (Budapest, 2006)

Resümee

Stadt trat dabei Sándor Károlyi auf, der mächtigste Herr der Gegend und Obergespan des Komitats Sathmar. Was stand für die Stadt in dieser Auseinandersetzung auf dem Spiel? Die Stadt hatte praktisch schon fast so umfangreiche Priviligien erworben, wie sie königliche Freistädte hatten, ihr fehlte nur noch die „Krönung". Das königliche Diplom und die Inartikulierung an dem Landtag waren für die Stadt sehr wichtig, nicht nur wegen Prestiges, sondern auch für die Absicherung ihrer Rechte und Sonderstellung. Das be­deutete unter anderem einen kollektiven Adelstatus und die Befreiung von dem Ein­fluss des Komitats und dadurch auch von dem Einfluss des mächtigen Obergespans, Károlyi. Ebenso wichtig war für die Stadt die Ablösung der ärarischen Güter. Damit erhielt die Stadt von der Schatzkammer auch die Verfügung über die Bannrechte, die aber von zwei Herrenhöfen und den dazu gehörenden Wirtshäusern verletzt wurde. Das eine Wirtshaus befand sich im Besitz von Sándor Károlyi. Diese Geschichte ennöglicht es uns, uns einigermaßen ein Bild darüber zu machen, wie es den von weither kommenden protestantischen Bürgern, die auf ihre ei­genen geringen finanziellen Ressourcen angewiesen waren, gelungen war, sich durch die Labyrinthen der Wiener, bzw. der Pressburger Behörden durchzuschlagen und wie sie versuchten, während des Landtags zur Durchsetzung ihrer eigenen Ziele „Lobby­ing" zu betreiben. Darüber hinaus kann das Beziehungskapital der Stadt und die Mit­tel, mit der sie ihre Ziele zu erreichen hoffte, erforscht werden. Als Hauptquellen dienten die Briefe, die von den städtischen Gesandten zwischen 1713-1715 aus Wien, bzw. aus Pressburg nach Hause gesandt wurden. Welche Strategien wandten diese Leute bei im Wiener und Pressburger Behörden an? Eines der Mittel war das „Umwerben" einflussreicher Personen. Außerdem versuch­ten die Gesandten voneinander Informationen zu erhalten. Sie standen in ständiger Ver­bindung mit den anderen Gesandten. Anlässlich des Landtags bildeten die städtischen Gesandten eine eigenständige Interessengruppe, sie standen aber in regelmäßiger Ver­bindung auch zu den Gesandten ihrer eigenen Region jenseits des Theiß. Das Geschenk oder diseretio bedeutete aber für die Boten das wichtigste Mittel zur Durchsetzung der Interessen. Die Geschenke konnten Geld oder Naturalbezüge, insbesondere Rinder oder Wein, sein. Das Schenken war meist freiwillig, aber es gibt auch mehrere Beispiele dafür, dass der betreffende Würdenträger oder Beamte selbst seine Ansprüche äußerte. Die Stadt war also bestrebt, in die Lücken der noch schwach ausgebauten Bürokratie, der nicht genau abgegrenzten Kompetenzen der verschiedenen Zentral­behörden ihre Interesse durchzusetzen. Sie versuchte Károlyis Machtstellung und Klientelnetz mit der Hilfe seiner Gegner und vor allem mit diseretio zu neutralisieren. Károlyi nutzte allerdings dasselbe Mittel und überbot einfach das städtische Angebot. Die Stadt konnte ihre wichtigsten Ziele weitgehend erreichen: den Titel und das Diplom, sowie die Ablösung der ärarischen Güter. Nur den Kampf gegen den mächti­gen Grundherrn verlor sie. Der Preis für diesen Erfolg war, dass die Stadt die Grenze ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit erreichte und sie sogar überschritt.

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