Urbs - Magyar várostörténeti évkönyv 1. (Budapest, 2006)
Resümee
GYULA BENDA Die adelige Communitas und die adelsrechtliche Bevölkerung Keszthelys Die Studie untersucht die Frage, ob der Adel von Keszthely zwischen 1746 und 1845 eine abgesonderte Einheit bildete oder sich in die Gesellschaft des Marktes integrierte. Im 17. Jahrhundert lebte die ganze Stadt unter Militärverwaltung, zu dieser Zeit ist keine Separation zu beobachten. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts veränderte sich aber die Situation: Das erste Zeichen dafür ist ein Vertrag von 1730, der das Verhältnis von Adeligen und nichtadeliger Bevölkerung regelte. Die demographische Untersuchung des Keszthelyer Adels und ein Vergleich mit den Stichzahlen der transdanubischen Märkte (oppida) zeigen, dass die Entstehung des örtlichen Adels nicht mit dem Einzug der Einsassen der herumliegenden Dörfer zu erklären ist, sie kann vielmehr mit den Verhältnissen der Türkenherrschaft und der Situation an den Grenzfestungen in Verbindung gebracht werden. Auch das zahlenmäßige Wachstum des Adels ist nicht auf Zuwanderung, sondern auf einen Prozess der Separation zurückzuführen. Dieser Prozess wurde durch die Untersuchung des Adelrechtcs durch die Komi täte und später auch durch die Gutsherrschaft der Familie Festetics gefördert. Die Aufnahme des Keszthelyer Adels wurde anhand der Adelsinventuren, der adeligen Wählerlisten und der jährlichen Taxregister erforscht. Diese drei verschiedenen Quellen bilden freilich keine homogenen Datenreihen; weshalb die Antwort auf die Frage nach der Integrierung des Adels in die städtische Gesellschaft auch davon abhängt, ob die Heterogenität des Quellenmaterials bewältigt werden kann. Schließlich analysiert der Autor die gesellschaftliche Struktur des rechtlich homogenen Adels. Er stellt fest, dass der Keszthelyer Standesadel sehr vielfaltig war. Für den Autor war in erster Linie der Maßstab interessant, inwieweit die Gliederung des Adels im Lichte der alltäglichen Erfahrung des Keszthelyer Adels untersucht werden kann. Den methodologischen Hintergrund dafür bildet die Analyse der Heiratsverbindungen, des Patenschaftsnetzes und der drei Möglichkeiten des Aufstiegs durch Bildung, d. h. die Laufbahn der Geistlichen, der Intellektuellen und der Militäroffiziere. Die Gruppe der Besitzer (Possessoriate) und der Amtsträgcr (Offiziale), die ebenfalls eine traditionelle Gesellschaftsschicht bildete, wurde aus der Stadt Stück für Stück verdrängt, und der - die Mehrheit des Keszthelyer Adels bildende - wirtschaftende und gewerbetätige Niederadel heiratete abwärts. Obwohl eine gewisse Auswirkung der adeligen Herkunft auf die Eheschließungen nachweisbar ist, waren der Beruf, die finanzielle Lage und die Bodenständigkeit viel mehr bestimmend als der adelige Stand. Im Falle des Aufstiegs durch Bildung ist der Einfluss des familiären Milieus, des gesellschaftlichen Umfelds ebenfalls wichtiger als die adelige Herkunft. Deshalb kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass der Großteil der Keszthelyer Adeligen mit der landstädtischen Gesellschaft verschmolz.