Urbs - Magyar Várostörténeti Évkönyv 10-11. (Budapest, 2017)

Városok és természeti erőforrások. Válogatás az V. Magyar Várostörténeti Konferencián (Budapest Főváros Levéltára, 2015. november 18-19.) elhangzott előadásokból - Sonnlechner, Christoph: Die Versorgung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt. Methoden - Quellen - Ressourcen

24 Városok és természeti erőforrások 1509 die letzten Landbarrieren zwischen den Gewässern, und in den folgenden Jahrhunderten erstreckte sich im Herzen Hollands, knapp südlich von Amster­dam, ein Binnensee, der 1848 das Ausmaß von 16.850 ha erreicht hatte. Als er das Land überflutete, verschlang der Haarlem-See eine Anzahl von Dörfern. ,Hauptakteur‘ bei der Bildung der Blänken waren aber nicht die Stürme, sondern die Torfstecherei. Torf war der wichtigste Brennstoff irn niederländi­schen Küstenland, und die Torfstecherei für den Eigenbedarf war seit der Rö­merzeit üblich. Ab dem 13. Jahrhundert entwickelte sich die frühere bescheide­ne Entnahme des Benötigten zu einem Abbau großen Stils durch kommerzielle Unternehmer. Auf riesigen Flächen des Hochmoors wurde irn Frühling der Torf ausgestochen, während des Sommers im Wind getrocknet und irn Herbst in die Städte gebracht. Als der Getreidebau unmöglich wurde, war eine der wichtigs­ten Reaktionen der Landbevölkerung, die mit den gewandelten Umweltbedin­gungen fertig werden musste, die Abwanderung in die Städte, und das steigerte den Bedarf an Torf. Die expandierenden Städte benötigten enorme Mengen an Brennstoff für den privaten Gebrauch, aber auch für die wachsenden Gewerbe wie Bierbrauerei, Textilfärberei und Ziegelherstellung. Sehr bald wurden auch die großen flandrischen Städte wie Antwerpen wichtige Abnehmer des hollän­dischen Torfs. Die Torfausfuhr erreichte solche Ausmaße, dass die Stadt Lei­den, inmitten der Hochmoore von Rijnland gelegen, 1453 auf einem holländi­schen Städtetag aus Sorge vor Brennstoffmangel einen Exportstopp vorschlug. Die Stadt Gouda wurde das größte Verteilungszentrum für Torf. Viele Dörfer irn Inneren Hollands wurden abhängig vom Torfabbau. Der Zusammenhang zwischen der Torfstecherei und der Bildung großer Seen ist für das spätmittel­alterliche Holland ein bisher wenig beachtetes Phänomen, obwohl der Prozess für Holland und Norddeutschland in der Neuzeit und Ostengland irn Mittelalter gut bekannt ist. Städtische Torfarbeiter schnitten tiefe Löcher in die Ufer der Kolke und destabilisierten damit den Boden völlig. Überdies gruben sie lange Kanäle, um neue Abbaustellen zu erreichen, und durchstachen dabei, wenn nö­tig, Deiche und Böschungen, womit sie nicht nur ihren Schiffen, sondern auch dem Wasser der Blänken freien Zugang ins Innere der Torfflächen eröffneten. Die Folgen solchen Vorgehens erwiesen sich bei Sturmfluten als besonders ge­fährlich. Der ökologische Fußabdruck des mittelalterlichen urbanen Energie­hungers ist heute noch in Form von Seen in der holländischen Landschaft gut sichtbar.19 19 Van Dam 2001.

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