Ságvári Ágnes (szerk.): Budapest. Die Geschichte einer Hauptstadt (Budapest, 1974)

Die mittelalterlichen Schwesternstädte

Leibeigenendörfer, leisteten nach Art der Ritter Kriegsdienst, betätigten sich aber zu­gleich auch als Kaufleute und beteiligten sich maßgeblich an der Verwaltung der könig­lichen Finanzen oder an der Pacht der kirchlichen Einkünfte. Ihre gesellschaftliche Stellung entsprach jener der ungarischen Herrscherklasse. Da viele Patrizier von Buda auch in ungarische Adelsfamilien einheirateten, kann man von nationalen Gegensätzen innerhalb der Ofner Bürgerschaft zu jener Zeit nicht sprechen. Wohlhabende ungarische Bürger, in manchen Fällen auch von nachweisbar adliger Abstammung, aber auch Slawen rückten meistens durch Eheschließungen mit Deutschen in die Reihen des Patriziats auf. So wurden beispielsweise die ungarische Familie Egri und die slawischen Stojans schon von der zweiten Generation an eingedeutscht. Die städtische Oberschicht war, soweit es sich um ihr Klasseninteresse handelte, gespalten. Einerseits zählte sie selbst auch zu den begüterten Feudalherren, andererseits standen ihre kaufmännischen Interessen in Widerspruch zu den Feudalmächten, vor allem zu den kirchlichen Körperschaften. Da der Marktzoll und die Fährmaut infolge königlicher Dona­tion im Besitz der Kirche waren, kam es wiederholt zu Zusammenstößen der Bürgerschaft mit den kirchlichen Institutionen, namentlich mit dem von Béla IV. (1235—1270) auf der Haseninsel (heute Margareteninsel) gegründeten Dominikanerinnenkloster und mit dem Kapitel von Óbuda. Letzteres prozessierte schon 1268 mit den Pester Schiffern wegen der Fährgebühren. Hierauf bezieht sich die erste aus Buda erhaltene schriftliche Urkunde. Den genannten kirchlichen Behörden sowie dem Esztergomer Kapitel gegenüber, das auf der Handelsstraße Wien-Buda Warenzoll erhob, vermochten die Bürger ihrem verbrieften Recht auf Zollfreiheit keine Geltung zu verschaffen. Der Stadtrat von Buda vertrat mit dem ernannten Rektor an der Spitze mutig die Interessen seiner handeltreibenden Bürger und widersetzte sich nicht nur dem Erzbischof von Esztergom, der die Forderungen der am Zoll interessierten kirchlichen Institutionen unterstützte, sondern sogar der Römischen Kurie. Im Einverständnis mit dem Rektor Petermann sprach die Geistlichkeit von Buda über sämtliche Bischöfe Ungarns und über den Papst 1304 den Bann aus. Petermann wurde zwar 1307 abgesetzt, doch wachte das städtische Patriziat auch weiterhin peinlich im Interesse der wirtschaftlichen Entwicklung von Buda über seine Vorrechte gegen jede Anfechtung seitens der Feudalgewalt. Nach seiner Gründung wurde Buda zum bevorzugten Aufenthaltsort des Königs und in dessen Abwesenheit zum Sitz des Landesgerichtes (des stellvertretenden Iudex Curiae). Trotz der Verlegung der königlichen Residenz und der höchsten Verwaltungsstellen nach Visegräd in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts blieb Buda weiterhin die eigentliche Hauptstadt des Landes. Die Stadt war nicht nur der wirtschaftliche und politische Mittel­punkt des Landes, sondern auch Handelszentrum seiner Umgebung, wohin die Bauern ihre Erzeugnisse zum Verkauf brachten und wo sie ihren Bedarf an Gebrauchsartikeln deckten. Dieser regelmäßige Warenaustausch verlieh dem städtischen Handwerk einen bemerkenswerten Auftrieb, u. zw. nicht nur dem des täglichen Bedarfs, sondern auch dem Kunsthandwerk, das sich auf die Erzeugung von Luxusartikeln verlegt hatte (Goldschmiede usw.). Mit der Blütezeit des Handwerks ging dessen fortschreitende Differenzierung einher. Vor allem brachten es die Goldschmiede, die Kürschner, Fleischhauer und Bäckermeister zu beträchtlichem Wohlstand. Nach Wiederherstellung des Richterwahlrechts (1347) ging die tatsächliche Macht in die Hände einer kleinen Patriziergruppe über, der einige Bankiersfamilien angehörten, 17

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