Ságvári Ágnes (szerk.): Budapest. Die Geschichte einer Hauptstadt (Budapest, 1974)

Vorwort

Vorwort Die Zahl der über Budapest verfaßten Werke würde eine ganze Bibliothek füllen. Über die Ansiedlung und die Lebensverhältnisse der ungarischen Hauptstadt und ihrer Vorläufer, der drei Städte Pest, Buda und Óbuda, haben schon in früherer Zeit berühmte Reisende die Öffentlichkeit informiert. In den sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts beschrieb der türkische Weltreisende Evlia Tschelebi die Topographie der drei Städte an der Donau, und 200 Jahre später berichtete über sie der Däne Andersen. 1870 stellte József KóTösi die erste Statistik der Hauptstadt auf, deren Daten bis heute ein wichtiges Quellenwerk über die europäischen Verhältnisse im ausgehenden 19. Jahrhundert bilden. Bekannte Fachleute haben sich mit der Erschließung unserer archäologischen Denkmäler befaßt und weltweite Anerkennung mit ihren analysierenden Monographien über die Architektur und Kunst unserer Hauptstadt errungen. Wir Budapester sind mit Recht stolz auf unsere Geschichte. Die Bevölkerung von Pest, Buda und Óbuda hat im Laufe der Geschichte häufig mit riesigen Kraftanstrengungen die Stadt dauerhaft, modern und mit ungarischem Gepräge wiederaufgebaut. Die Tiefpunkte unserer nationalen Existenz werden am anschaulichsten durch das Schicksal von Budapest symbolisiert. Im Dezember 1944 haben die nazistischen Barbaren verhindert, Budapest zu einer offenen Stadt zu deklarieren. Als der Aufruf der sowjetischen Befreier, die Waffen zu strecken, zurückgewiesen wurde, wonach die Stadt zum Kriegsschauplatz geworden war und Plünderung und Zerstörung ertragen mußte, war nicht nur die Existenz der Hauptstadt, sondern — infolge ihrer ökonomisch-politischen Bedeutung — auch die Existenz des ganzen Landes in Frage gestellt. Wir wissen auch, welch einen Aufschwung, welch eine belebende Atmosphäre der „Budapester Frühling“, wie der Schriftsteller Ferenc Karinthy das Früh­jahr 1945 nannte, für das Leben und die Arbeit in der befreiten Hauptstadt brachte. Buda­pest wurde Initiator, Inspirator und Symbol für die nationale und soziale Wiedergeburt. Wir tragen eine alte Schuld ab, wenn wir unsere Berichte über die ungarische Hauptstadt mit einem historischen Abriß ergänzen. Wir sind davon überzeugt, daß durch die Kenntnis der Geschichte von Budapest den ausländischen Lesern und Gästen unsere Traditionen, Sitten und das gesamte System der Stadtverwaltung verständlich werden. Ohne zu übertreiben können wir behaupten, daß derjenige, der Ungarn verstehen will, sich zuerst ein Bild über Budapest machen muß. Budapest wurde in der Periode der ver­späteten bürgerlichen Entwicklung in Ungarn und der die Urbanisierung beschleunigenden Industrialisierung durch seine Lage zu einem Knotenpunkt der Entwicklung und der sich zuspitzenden Gegensätze im 19. und 20. Jahrhundert. Im Jahre 1910, als das Verhältnis 7

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