Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Beáta Fabó: Militärische Einrichtungen in der Stadtstruktur Budapests

65 Verwaltung zustande. Letztere übergab dem Hauptstädtischen Rat für Öffentliche Arbeiten fünf ehemalige Militärgebäude. Der Rat zahlte als Gegenleistung 17,400.000 Kronen Ablöse und stellte die für die neuen Militärbauten nötigen Grundstücke bereit, die teilweise Eigentum der Haupt­­und Residenzstadt Budapest und teilweise durch Zwangsenteignung von Privatgrundstücken verfügbar gemacht worden waren. Die vom Militär übergebenen fünf Gebäude lagen im Herzen von Pest bzw. Ofen: das Neugebäude (1897), die Zitadelle (1897), die Karl-Kaseme (1897-98), die Florian-Kaserne (II. Bezirk, Foststraße-Kirälyhegystraße, 1898) und als letzte die Joseph-Kaserne (Burg: Werböczystraße, 1899). Besonders die zwei Gebäudemonstren der Pester Seite überragten ihre Umgebung, und die Zitadelle hatte eine stadtbildbestimmende Rolle. Die Karl-Kaserne (das ehemalige Invalidenpalais) ging in das Eigentum der Gemeinde über und bot vorübergehend, später auch endgültig dem Rathaus ein Zuhause. Das 1870-1875 erbaute „Neue Rathaus“ war den zunehmenden Verwaltungsaufgaben der Hauptstadt nicht mehr gewachsen. Für den Bau des neuen Rathauses wurde eine Ausschreibung durchgeführt. Das neue Gebäude - nach den Plänen des Siegerprojekts von Antal Palöczi, 1898 -, das nach dem Abreißen des alten entstehen sollte, blieb aber nur ein Projekt. Von 1899 an wurde die alte Kaserne nach den Plänen des Bauamtes (Ármin Hegedűs) zum Stadthaus umgebaut, das diese Funktion teilweise bis heute erfüllt. Das Bauamt fand jedoch, dass trotz des sehr teuren Umbaus kein Gebäude entstehen würde, das der modernen Zeit wirklich adäquat wäre (es könnte nur die elementarsten Gesundheits- und Hygieneansprüche erfüllen).1 Die Bevölkerung mochte das düstere, festungsähnliche Bauwerk des Neugebäudes nicht. Es erweckte schlimme Erinnerungen (unter anderemwegen seiner Rolle in der Repression nach dem Freiheitskrieg von 1848; hier wurde auch Graf Lajos Batthyány, der erste ungarische Ministerpräsident, hingerichtet) und verdiente zurecht den Titel des „unfreundlichsten“ Gebäudes der Stadt. Die Gemeinde wollte es nach 1867 für zivile Zwecke nutzen. In seiner Nähe begann man 1885 mit dem Bau des Parlaments, das Regierungsviertel begann Gestalt anzunehmen. Das Neugebäude wurde im Jahr 1897 abgerissen. An dem Platz, der an seiner Stelle angelegt wurde (Freiheitsplatz / Szabadság tér) wurden die repräsentativen Gebäude der Börse und der Österreichisch-Ungarischen Bank untergebracht, die damit an einem in der Stadtstruktur herausgehobenen Platz, in direkter Nähe des neuen Regierungsviertels, entstanden. Eine symbolische Abtragung der Zitadelle zur Änderung ihres festungs­ähnlichen Charakters wurde vorgenommen, im Wesentlichen blieb sie aber in ihrer originalen Form auf dem Gipfel des zentral liegenden Berges, ohne geeignete Funktion, bis in unsere Zeit erhalten. BFL II.l.g. FKT, 53 166/1897, 4722-VI .t.sz.i

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